Institutionelle Umwelten und Moderne Akteurschaft
Institutional Environments and Modern Actorhood
Wissenschaftsdisziplinen
Soziologie (30%); Wirtschaftswissenschaften (70%)
Keywords
-
Human Resource Department,
Social Representation,
Cross-Cultural Research,
Institutional Logics,
New Institutionalism,
Professional Roles
Zu den aufkommenden Themenfeldern des neoinstitutionalistischen Forschungsprogramms zählen die Auseinandersetzung mit Legitimitätsinhalten, der Zuschreibung von Legitimität in Organisationen, die differenzierte Analyse institutioneller Umwelten und die kognitive Repräsentation von Institutionen. Das beantragte Projekt greift diese Herausforderungen auf, um eine empirisch fundierte Theorie zur Legitimität von Organisationseinheiten zu entwickeln. Nach Vorstellung neoinstitutionalistischer Theorien wird die Legitimität von Akteuren (Individuen, Gruppen, Organisationen, Staaten) anhand der drei Merkmale affekt-kontrollierte Nutzenmaximierung, Offenheit gegenüber beratenden Instanzen und Berücksichtung überindividueller Interessen evaluiert. Das Projekt untersucht, wie sich diese drei Dimensionen in ihrer Ausgestaltung unterscheiden in Bezug auf drei maßgebliche Komponenten der institutionellen Umwelt (nationale Institutionen, organisationale Logiken und professionelle Rollen). Es analysiert, welche Komponenten von Bedeutung sind in der sozialen Repräsentation und welchen Stellenwert die Dimensionen für die Zuerkennung von Legitimität haben. Den empirischen Untersuchungsbereich für bildet eine Studie der Sichtweisen von Praktikern darüber, was eine gute` Personalabteilung ausmacht. Im Rahmen dieser Untersuchung sollen folgende Fragen beantwortet werden: (1) Welche Sichtweisen der Personalabteilung sind typisch für professionelle Rollen, organisationale Logiken und nationale Institutionen? (2) Welche dieser Komponenten ist maßgeblich für die Sichtweise der Personalabteilung? (3) Welche Relevanz haben die verschiedenen Dimensionen für die Beurteilung der Legitimität? Mit der Beantwortung dieser Fragen soll eine empirisch-basierte Theorie über Personalabteilungen entwickelt werden, die verschiedene Akzente in Bezug auf nationale Institutionen, organisationale Logiken und professionelle Rollen beinhaltet, sowie Spezifizierungen und Variationen aufzeigt. Damit bildet das Forschungsvorhaben einen wichtigen Schritt zur Entwicklung einer empirisch-basierten Theorie mittlerer Reichweite zur Evaluation. Die Studie leistet Beiträge für die Entwicklung neoinstitutionalistischer Forschung und Personalmanagementforschung. Sie weitet das Erklärungspotenzial neoinstitutionalistischer Forschung aus, indem sie die Bedeutung der Institution des modernen Akteurs im Organisationsalltag spezifiziert, sowie deren Variationen und die ihnen zugrunde liegenden institutionellen Umwelten aufzeigt. Statt institutionelle Umwelten und Legitimität als gegeben` zu betrachten, unterzieht die Studie die Wirkung einzelner Komponenten auf die soziale Repräsentation von Institutionen einer empirischen Prüfung und analysiert die Relevanz einzelner Dimensionen der Institution hinsichtlich ihrer Legitimationswirkung. Die Studie trägt zur aktuellen Diskussion über Professionalität in der Personalmanagementforschung bei, indem sie den gegenwärtig engen Fokus auf Rollen erweitert und aufzeigt, wie Vorstellungen von Praktikern über Professionalität national, organisations- und rollenbezogen variieren. Die empirische Studie basiert auf einer Analyse von Britischen und Deutschen Managern und Betriebsräten. Datengrundlage bilden episodische Interviews mit 40 Managern und Betriebsräten aus vier Organisationen mit Sitz in Großbritannien und Deutschland und einer daran anschließenden schriftlichen Befragung von 500 Beschäftigten dieser Organisationen gewonnen.
Bei der Ausübung des Arbeitsverhältnisses gibt es eine Vielzahl an Situationen, in denen Konflikte zwischen Beschäftigten und Arbeitgeber auftreten können und in denen die Personalabteilung im Namen des Arbeitgebers einen Konsens mit den Beschäftigten herzu-stellen versucht. Diese Situationen reichen von der Anpassung von Arbeitsverträgen über Vereinbarungen zu Weiterbildungsaktivitäten und Beförderungen bis hin zur Durchführung von Personalbeurteilungen. Im Rahmen dieses Forschungsprojekts wurde auf Basis einer vergleichenden Studie von Beschäftigten französischer und deutscher Niederlassungen eines multinationalen Unternehmensberatung untersucht, welches Selbstverständnis ihres Arbeitsverhältnisses Beschäftigte in unterschiedlichen sozio-ökonomischen Kontexten über die Schilderung ihrer Vorstellungen von einer guten Personalabteilung anhand erlebter Begebenheiten zum Ausdruck bringen. Die Ergebnisse zeigen, dass im deutschen Kontext sämtliche Beschäftigtengruppen ein funktionales Selbstverständnis des Arbeitsverhältnisses haben, welches sich über unterschiedliche Situationen der Koordination mit der Personal-abteilung erstreckt. Dieses Selbstverständnis beruht auf einer produktivitätsbasierten Gerechtigkeitsvorstellung, welche die ungleiche Behandlung von Beschäftigten aufgrund von Unterschieden in deren technischer Expertise akzeptiert. Konflikte zwischen Beschäftigten und Arbeitgeber ergeben sich aus der Frage nach der Eignung von Personalentscheidungen zur Produktivitätsförderung; für die Herstellung von Konsens fordern Beschäftigte von der Personalabteilung Belege in Form von Statistiken und Kennzahlen. Im französischen Kontext hingegen beruhen die Selbstverständnisse des Arbeitsverhältnisses bei administrativen Angestellten, Fachkräften und Führungskräften auf unterschiedlichen Gerechtigkeits-vorstellungen, die zudem situationsspezifisch variieren anstatt sich auf das gesamte Arbeitsverhältnis erstrecken; die Personalabteilung wird mit widersprüchlichen Erwartungen konfrontiert. Die im Projekt verfeinerte Methode der episodischen Interviewführung ist nützlich, um Anforderungen an Akteure situationsspezifisch und gleichzeitig holistisch zu analysieren sowie deren Gestaltung zwischen sozio-ökonomischen Kontexten zu vergleichen. Die Ergebnisse der empirischen Studie implizieren, dass Arbeitgeber und deren beauftragte Personalabteilungen zur Regulierung von Konflikten mit den Beschäftigten ganz unterschiedliche Herausforderungen zu bewältigen haben: während die dominante produktivitätsbasierte Gerechtigkeitsvorstellung im deutschen Kontext ein holistisches Vorgehen der Personalabteilung nahelegt, suggerieren die Befunde aus dem französischen Kontext die Notwendigkeit zur Erarbeitung von situationsbezogenen Aktivitäten, bei denen unterschiedliche Gerechtigkeitsvorstellungen berücksichtigt werden. Daraus ergeben sich unterschiedliche Anforderungen an Personalverantwortliche.
- Wirtschaftsuniversität Wien - 100%
Research Output
- 111 Zitationen
- 8 Publikationen
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2010
Titel How should human resources be managed? From comparing models of staff development in a German and Russian professional service firm: a conventionalist approach DOI 10.1504/ejccm.2010.037642 Typ Journal Article Autor Konhaeusner K Journal European J. of Cross-Cultural Competence and Management Seiten 356 -
2012
Titel Organizing HRM: The HRM Department and Line Management Roles in a Comparative Perspective. Typ Book Chapter Autor Brandl J -
2014
Titel The Competent Actor DOI 10.1177/1056492613517467 Typ Journal Article Autor Pernkopf-Konhäusner K Journal Journal of Management Inquiry Seiten 333-337 -
2014
Titel Family Affairs DOI 10.1177/1056492613517466 Typ Journal Article Autor Bullinger B Journal Journal of Management Inquiry Seiten 328-332 -
2012
Titel How Should Human Resources Be Managed? From Comparing Models of Staff Development in Germany and Russia. Typ Journal Article Autor Brandl J -
2015
Titel Personalarbeit aus Perspektive der Soziologie der Konventionen DOI 10.1007/978-3-658-02007-1_12 Typ Book Chapter Autor Brandl J Verlag Springer Nature Seiten 301-323 -
2014
Titel Why French Pragmatism Matters to Organizational Institutionalism DOI 10.1177/1056492613517463 Typ Journal Article Autor Brandl J Journal Journal of Management Inquiry Seiten 314-318 -
2011
Titel Variations in evaluative repertoires DOI 10.1108/00483481111154450 Typ Journal Article Autor Pernkopf-Konhäusner K Journal Personnel Review Seiten 589-606