Naturgefahren und selbstorganisierte Kritizität
Natural hazards and self-organized criticality
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Naturwissenschaften (50%); Informatik (50%)
Keywords
-
Natural Hazards,
Self-organized criticality,
Frequency-magnitude relation,
Environmental change,
Cellular automata,
Numerical simulation
Einige Naturgefahren, z.B. Erdbeben, Hangrutschungen, Felsstürze und Waldbrände, haben auffällig ähnliche Frequenz-Magnitude-Relationen (d.h. statistische Verteilungen der Ereignishäufigkeit in Abhängigkeit der Ereignisstärke), nämlich Potenzgesetz-Verteilungen. Diese Ähnlichkeit lässt vermuten, dass es ein übergreifendes gemeinsames Konzept hinter diesen offensichtlich verschiedenen Phänomenen gibt, welches für einige Aspekte wichtiger ist als die Details der Prozesse. Möglicherweise ist dies das vor fast 20 Jahren eingeführte Konzept der selbstorganisierten Kritizität (self-organized criticality, SOC). SOC wurde entdeckt bei der Untersuchung relativ einfacher Computermodelle. Die drei am weitesten verbreiteten selbstorganisiert kritischen Modelle könnten in direktem Zusammenhang zu Erdbeben, Felsstürzen und Waldbränden stehen. Diese Modelle zeigen eine gewisse Universaltiät, was bedeutet, dass die erhaltenen Frequenz- Magnitude-Relationen nicht oder nur sehr schwach von Modellparametern und Randbedingungen abhängen. Allerdings beruht dieses Resultat auf einer Selbstorganisation der Systeme. Unabhängig vom Anfangszustand organisieren sich die Systeme zu einem bestimmten (kritischen) Zustand (an die Parameter und Randbedingungen angepasst), in dem die beobachtete Frequenz-Magnitude-Relation auftritt. Die theoretische Untersuchung selbstorganisiert kritischer Systeme betrifft bislang grundsätzlich nur diesen Zustand, was aber für die Anwendung auf konkrete Naturgefahren nicht unbedingt sinnvoll ist. Wenn sich in der Natur Parameter oder Randbedingungen ändern, benötigt die Selbstorganisation eine gewisse Zeit (möglicherweise bis zu einigen tausend Jahren), bevor das System seine ursprüngliche Frequenz-Magnitude-Relation wieder erreicht hat. Während dieser Phase der Reorganisation kann die Frequenz-Magnitude-Relation der auftretenden Ereignisse stark von der erwarteten abweichen. Das Projekt befasst sich mit diesen Phasen der Reorganisation mit Hilfe numerischer Simulationen der drei am weitesten verbreiteten selbstorganisiert kritischen Modelle. Als Ergebnis werden Variationen in den Frequenz- Magnitude-Relationen, welche aus verschiedenen Typen von Veränderungen in Randbedingungen und Parametern resultieren, bestimmt. Die Ergebnisse sollen einerseits helfen, vorherzusagen, wie sich die Frequenz-Magnitude- Relationen verschiedener Naturgefahren in Zukunft entwickeln könnten, und andererseits Aufschluss darüber geben, welchen Aufschluss aktuell beobachtete Frequenz-Magnitude-Relationen über Parameteränderungen in der Vergangenheit liefern.
Einige Naturgefahren, z.B. Erdbeben, Hangrutschungen, Felsstürze und Waldbrände, haben auffällig ähnliche Frequenz-Magnitude-Relationen (d.h. statistische Verteilungen der Ereignishäufigkeit in Abhängigkeit der Ereignisstärke), nämlich Potenzgesetz-Verteilungen. Diese Ähnlichkeit lässt vermuten, dass es ein übergreifendes gemeinsames Konzept hinter diesen offensichtlich verschiedenen Phänomenen gibt, welches für einige Aspekte wichtiger ist als die Details der Prozesse. Möglicherweise ist dies das vor fast 20 Jahren eingeführte Konzept der selbstorganisierten Kritizität (self-organized criticality, SOC). SOC wurde entdeckt bei der Untersuchung relativ einfacher Computermodelle. Die drei am weitesten verbreiteten selbstorganisiert kritischen Modelle könnten in direktem Zusammenhang zu Erdbeben, Felsstürzen und Waldbränden stehen. Diese Modelle zeigen eine gewisse Universaltiät, was bedeutet, dass die erhaltenen Frequenz- Magnitude-Relationen nicht oder nur sehr schwach von Modellparametern und Randbedingungen abhängen. Allerdings beruht dieses Resultat auf einer Selbstorganisation der Systeme. Unabhängig vom Anfangszustand organisieren sich die Systeme zu einem bestimmten (kritischen) Zustand (an die Parameter und Randbedingungen angepasst), in dem die beobachtete Frequenz-Magnitude-Relation auftritt. Die theoretische Untersuchung selbstorganisiert kritischer Systeme betrifft bislang grundsätzlich nur diesen Zustand, was aber für die Anwendung auf konkrete Naturgefahren nicht unbedingt sinnvoll ist. Wenn sich in der Natur Parameter oder Randbedingungen ändern, benötigt die Selbstorganisation eine gewisse Zeit (möglicherweise bis zu einigen tausend Jahren), bevor das System seine ursprüngliche Frequenz-Magnitude-Relation wieder erreicht hat. Während dieser Phase der Reorganisation kann die Frequenz-Magnitude-Relation der auftretenden Ereignisse stark von der erwarteten abweichen. Das Projekt befasst sich mit diesen Phasen der Reorganisation mit Hilfe numerischer Simulationen der drei am weitesten verbreiteten selbstorganisiert kritischen Modelle. Als Ergebnis werden Variationen in den Frequenz- Magnitude-Relationen, welche aus verschiedenen Typen von Veränderungen in Randbedingungen und Parametern resultieren, bestimmt. Die Ergebnisse sollen einerseits helfen, vorherzusagen, wie sich die Frequenz-Magnitude- Relationen verschiedener Naturgefahren in Zukunft entwickeln könnten, und andererseits Aufschluss darüber geben, welchen Aufschluss aktuell beobachtete Frequenz-Magnitude-Relationen über Parameteränderungen in der Vergangenheit liefern.
- Universität Graz - 100%
- Thomas Glade, Universität Wien , nationale:r Kooperationspartner:in
- Richard Dikau, Universität Bonn - Deutschland
- Sergio Albeverio, Universität Bonn - Deutschland
- V. Jentsch, Universität Bonn - Deutschland
- Bruce Malamud, King´s College London - Vereinigtes Königreich
Research Output
- 94 Zitationen
- 5 Publikationen
-
2009
Titel Cellular automaton modelling of lightning-induced and man made forest fires DOI 10.5194/nhess-9-1743-2009 Typ Journal Article Autor Krenn R Journal Natural Hazards and Earth System Sciences Seiten 1743-1748 Link Publikation -
2012
Titel Branching with Local Probability as a Paradigm of Self-Organized Criticality DOI 10.1103/physrevlett.109.148001 Typ Journal Article Autor Hergarten S Journal Physical Review Letters Seiten 148001 Link Publikation -
2012
Titel Topography-based modeling of large rockfalls and application to hazard assessment DOI 10.1029/2012gl052090 Typ Journal Article Autor Hergarten S Journal Geophysical Research Letters Link Publikation -
2011
Titel Synchronization and desynchronization in the Olami-Feder-Christensen earthquake model and potential implications for real seismicity DOI 10.5194/npg-18-635-2011 Typ Journal Article Autor Hergarten S Journal Nonlinear Processes in Geophysics Seiten 635-642 Link Publikation -
2011
Titel A semi-phenomenological approach to explain the event-size distribution of the Drossel-Schwabl forest-fire model DOI 10.5194/npg-18-381-2011 Typ Journal Article Autor Hergarten S Journal Nonlinear Processes in Geophysics Seiten 381-388 Link Publikation