Gedächtnisprozesse bei der wiederholten visuellen Suche
Memory processes in repeated visual search
Wissenschaftsdisziplinen
Psychologie (100%)
Keywords
-
Experimental Psychology,
Eye Movements,
Attention,
Visual Search,
Memory
Während einer visuellen Suche wird oft die gleiche Umgebung nacheinander nach unterschiedlichen Zielobjekten durchsucht. In den Experimenten dieses Projekts soll untersucht werden, inwieweit man bei einer erneuten Suche von einer vorangegangenen profitieren kann. In unserem Ausgangsexperiment durchsuchten die Versuchspersonen das gleiche Display in drei aufeinander folgenden Suchen nach unterschiedlichen Zielbuchstaben. Es zeigten sich dabei schnellere Suchzeiten in der zweiten Suche als in der ersten Suche. In der dritten Suche dagegen kam es zu keiner Verbesserung mehr. Die Analyse der Blickbewegungen zeigte, dass die Zeit bis zum Auffinden des Zielbuchstabens davon abhing, wann der Buchstabe in der vorherigen Suche fixiert worden war: Die zuletzt angesehenen Buchstaben einer Suche wurden in der folgenden Suche schneller wieder gefunden. Dies war auch dann der Fall, wenn die räumliche Distanz des Zielbuchstabens kontrolliert wurde. Dieser Rezenz-Effekt umfasst in etwa die letzten vier Fixationen. Die Ergebnisse lassen auf eine Beteiligung des Kurzzeitgedächtnisses bei wiederholter visueller Suche schließen. Das Hauptziel dieses Projekts besteht darin, zu untersuchen, welche Arten von Kurzzeitgedächtnis für diesen Effekt konkret verantwortlich sind. Dazu sind drei aufeinander abgestimmte Gruppen von Experimenten geplant.
Wenn wir morgens vor dem Verlassen des Hauses zuerst die Autoschlüssel suchen und danach den Regenschirm oder beim Einkaufen zuerst im Kühlregal die Milch und gleich darauf die Butter, dann sind das alles Beispiele für ein wesentliches menschliches Verhalten, nämlich für wiederholte visuelle Suche. In der bisherigen psychologischen Forschung wurde diesem Verhalten allerdings kaum Beachtung geschenkt. Ein Ziel in diesem Forschungsprojekt war es deshalb, wiederholte visuelle Suche genauer zu untersuchen. Wir haben dazu eine Serie von hoch kontrollierten Experimenten durchgeführt. Die Versuchspersonen mussten dabei das gleiche Display zweimal unmittelbar nacheinander nach unterschiedlichen Zielbuchstaben durchsuchen. Dabei wurden ihre Blickbewegungen aufgezeichnet. Es zeigte sich, dass die Versuchspersonen das Ziel der zweiten Suche etwas schneller fanden als das erste. Das war dann der Fall, wenn sie dieses zweite Ziel innerhalb der letzten vier Fixationen gesehen hatten, während sie nach dem ersten Ziel gesucht haben. Dieser Effekt wird als Rezenz-Effekt bezeichnet. Aus unserer täglichen Erfahrung wissen wir aber, dass wir oft beim Suchen unterbrochen werden oder dass wir während des Suchens manchmal weitere Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen haben. In unseren Experimenten konnten wir deshalb auch zeigen, dass der Rezenz-Effekt nicht durch eine kurze Unterbrechung zwischen den beiden Suchen oder durch eine Zusatzaufgabe beeinträchtigt wird. Weiters konnten wir zeigen, dass der Effekt sowohl durch die Verarbeitung der Identität der Objekte als auch deren Position getragen wird, sowie von der kontinuierlichen Präsenz des Displays abhängt.
- Universität Graz - 100%
- Iain D. Gilchrist, University of Bristol - Vereinigtes Königreich
Research Output
- 23 Zitationen
- 3 Publikationen
-
2018
Titel The consequence of a limited-capacity short-term memory on repeated visual search DOI 10.1080/13506285.2018.1523263 Typ Journal Article Autor Körner C Journal Visual Cognition Seiten 552-562 Link Publikation -
2013
Titel Searching the same display twice: Properties of short-term memory in repeated search DOI 10.3758/s13414-013-0589-8 Typ Journal Article Autor Höfler M Journal Attention, Perception, & Psychophysics Seiten 335-352 -
2011
Titel Inhibition of return functions within but not across searches DOI 10.3758/s13414-011-0127-5 Typ Journal Article Autor Höfler M Journal Attention, Perception, & Psychophysics Seiten 1385-1397 Link Publikation