Frühe Buddhistische Architektur im westlichen Himalaja
Early Buddhist Architecture in the Western Himalaya
Wissenschaftsdisziplinen
Bauwesen (80%); Kunstwissenschaften (20%)
Keywords
-
Architektur,
Bauaufnahme,
Bauforschung,
Baukunst,
Denkmalpflege,
Architektonische Gestaltung
Während bei den beiden Vorläuferprojekten das Hauptgewicht auf die Dokumentation und die Erstellung des Planmaterials gelegt wurde, ist der Schwerpunkt der weiterführenden Forschungsarbeit das gesammelte Material zu publizieren. Wichtigstes Ziel ist es, eine typologische Übersicht über die frühen buddhistischen Sakralbauten im westlichen Himalaja des 10. bis 14. Jahrhunderts zu erstellen. Dem erstellten Material entsprechend umfasst der Forschungsbereich frühe Monumente der Regionen in Ladakh und Lahoul-Spiti, aber auch der weiter westlich liegenden Gebiete des Himalaja und impulsgebenden Zentren diese Kulturraumes, insbesondere die Monumente des späteren Königreiches von Guge. Die allgemeine architektonische Typologie wird die Untersuchung detaillierter Aspekte zu Form, Größe, Konstruktion, Raumkonfiguration und Orientierung der Bauwerke beinhalten. Zusätzlich zu der Erarbeitung der Typologie der Einzelgebäude, wird auch auf die topographische Umgebung und die grundlegende bauliche Funktion eingegangen. Diesbezügliche Haupttypen sind Klosteranlagen in der Ebene, Höhlentempel, Dorftempel und Klosteranlagen oder Tempel im Bereich von Festungsanlagen. Basierend auf detaillierten und interdisziplinären Studien der wesentlichsten architektonischen Monumente, die in Form von Monographien veröffentlicht werden, wird abschließend eine umfangreiche und vergleichende Typologie erarbeitet. Bei der Analyse der Gebäude wir im Besonderen auf die Erforschung der Proportionssysteme und der ihnen zugrunde liegenden Prinzipien eingegangen. Im Hinblick auf den kulturellen und historischen Zusammenhang ist zu erwarten, das es einen Bezug zu den schon mehrfach untersuchten nordindischen Maßsystemen (vgl. die Proportionssysteme der Tonfiguren in Tabo, Luczanits, 2004) gibt, vergleichbar mit Methoden der mittelalterlichen Sakralarchitektur in Europa. Inwieweit die zu untersuchenden Proportionssysteme mit denen vergleichbar sind, die den frühen Hindu-Monumenten zugrunde liegen (vgl. Bafna 2000 oder Meister 1979) oder ob sich im buddhistischen Kulturkreis modifizierte Systeme mit eigenständiger Konzeption entwickelt haben, ist noch zu untersuchen. Des weiteren ob es einen Bezug zwischen den architektonischen Maßsystemen und denen in der Malerei und Ausstattung (Dimension und geometrische Gliederung) des Innenraumes gibt. Voraussetzung für diese wissenschaftliche Untersuchung ist die Ausarbeitung der Baualterpläne, da sich die Gebäude im Laufe der Jahrhunderte teilweise wesentlich verändert haben. Die einzelnen historischen Baustufen der Bauwerke sollen ebenso wie die proportionalen Bezugssysteme als 3- dimensionale Modelle rekonstruiert und dargestellt werden. Als Beitrag zur Erhaltung des bedeutenden kulturellen Erbes sollen außerdem die erhobenen Daten über den baulichen Zustand der Gebäude konkret untersucht und veranschaulicht werden. Gleichzeitig sollen innovative Methoden der Denkmalpflege unter Berücksichtigung der speziellen regionalen und soziologischen Gegebenheiten in einem Maßnahmenkatalog erarbeitet werden.
Die bestehende Datensammlung, die in den vom FWF unterstützten Vorgängerprojekten erarbeitet wurde, konnte durch Feldforschungen in Westtibet und Ladakh ergänzt und überprüft werden. Nach Jahren der vergeblichen Bemühungen konnte endlich die Erlaubnis für eine Feldforschung in Westtibet erreicht werden und eine Planaufnahme der Tempel in Tholing (Roter und Weißer Tempel, Mandala Tempel und Goldener Tempel) und Bauten in Tsaparang durchgeführt werden. Diese Bauwerke des Königreiches von Guge (10. bis 14. Jahrhunderts) können als die Prototypen für die Entwicklung der frühen buddhistischen Architektur des Westlichen Himalaja angesehen werden. Nach langwierigen Verhandlungen konnte endlich auch die gesamte Klosteranlage in Alchi und die Tempel in Mangyu und Sumda Chung dokumentiert werden, sodaß nunmehr ein Planmaterial von einzigartiger Qualität vorliegt. Aufgrund dieser zusätzlichen Erforschung konnten auch die räumlichen Zusammenhänge erfasst werden und Erklärungen für die Konstruktionsprinzipien und die Stabilität der Mauerstruktur und Dachkonstruktionen gewonnen werden. Gleichzeitig wurde ein räumlicher Schadensbericht erstellt und durch die gleich zuhaltende Beurteilung des Inneren und Äußeren kann der Zusammenhang zwischen den Konstruktionsprinzipien und den Schadensbildern hergestellt werden. Außerdem erlauben erst die genauen Planaufnahmen eine Untersuchung der vorhandenen Proportionen im Hinblick auf die Entschlüsselung der geometrischen Entwurfsgrundlagen. Die Möglichkeiten der Feldforschung wurden auch für die Dokumentation zahlreicher Tempelruinen genutzt, die für eine umfassende Veröffentlichung über die frühe Buddhistische Architektur des Westlichen Himalaja eine wertvolle Ergänzung darstellen. Hauptsächlich wurden Ruinen im Umfeld des Klosters in Tikse, eine Tempelruine in Sumda Chen, Tschörten in Wanla und Alchi und Leh der Stupa in Changspa dokumentiert. Zweidimensionale Pläne und ein dreidimensionales Modell wurden erstellt. Die Daten wurden laufend ausgearbeitet und in der neu gefassten Homepage veröffentlicht. http://www.archresearch.tugraz.at Noch nicht alle Daten der Feldforschung konnten ausgearbeitet werden, aber für eine zusammenfassende Darstellung der frühen buddhistischen Architektur des Westlichen Himalaja wurden hervorragende Grundlagen geschaffen. Als erstes Ergebnis liegt eine Monografie des dreistöckigen Tempels in Wanla druckfertig vor. Ein wichtiges Ziel der Forschung ist die Entwicklung von Methoden für die Erhaltung der gefährdeten, wertvollen Bausubstanz. In enger Zusammenarbeit mit der Achi Association werden die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung als Grundlagen für die Restaurierung herangezogen und leisten einen Beitrag für die Erhaltung dieses einmaligen kulturellen Erbes.
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