Transformationen des Raums: Film als Geschichte

Seit der ersten Filmvorführung am 6. Juni 1896, als ein begeistertes Publikum die ersten bewegten Bilder ansah, die von Vertretern der Brüder Lumière präsentiert wurden, blühte das Kino auf der Balkanhalbinsel auf. Die ersten Filmemacher kamen von der Basis und als sie ihre Kamera auf die Welt richteten und sie durch das Kameraauge neu entdeckten, hielten sie eine Lebenserfahrung der Zeit und des Ortes fest, einschließlich der Konzepte des Glaubens und des Lebens von Religionsgemeinschaften auf authentische und neuartige Weise. REFACE verwendet Film als primäre Quelle bei der Untersuchung der filmischen Darstellungen von Religion im frühen Dokumentarfilm von 1896 bis 1939. REFACE untersucht die Bedeutung, Stellung und Rolle von Religion im Alltagsleben der religiösen Gemeinschaften, die durch das Kameraauge von den frühen Filmpionieren eingefangen wurden. REFACE prüft wie die Filmpioniere Religion, das Leben und die Beziehungen der verschiedenen Religionsgemeinschaften dargestellt haben, und die Art und Weise, wie Glaube und Gemeinschaften im filmischen Raum verstanden und transzendiert werden. Der frühe Dokumentarfilm liefert uns seltenes historisches Material, das nur auf der Rolle bewahrt wurde: die Menschen, ihr Glaube und ihre Bräuche, die uns über die Besonderheiten des geokulturellen Raums informieren und einen einzigartigen Einblick in seine historischen Kontinuitäten und Diskontinuitäten bieten. Eine offensichtliche Lücke besteht in der wissenschaftlichen Forschung auf dem Gebiet Religion und Film, die die Untersuchung des frühen Dokumentarfilms und der Religion auf der Balkanhalbinsel um die Wende des 20. Jahrhunderts vermissen lässt. In diesem Sinne ist REFACE eine bahnbrechende Studie, die darauf abzielt, die Lücke im Forschungsstand zu schließen, indem sie Religion und Religionsgemeinschaften mit den Augen der frühen Dokumentaristenuntersucht. Durch den Einsatz einer neuen Methodikund der Systematisierung des materiellen Erbes wird REFACE historisch bedeutsames und sonst unzugängliches Material einem breiteren Publikum durch die erste Datenbank und interaktive Ausstellung zu diesem Thema erschließen.

Reframing Space: Film as History (REFACE) eröffnet den neuen Forschungsbereich zur Untersuchung von Film als Geschichte. Durch den Fokus auf den frühen Dokumentarfilm im jugoslawischen Raum erreicht REFACE zwei Ziele: erstens führt es eine neue Art der Untersuchung von Film als Geschichte ein und testet die Vorteile und Grenzen von ,,Frame" als theoretisches Konzept und Analysemethode; zweitens liefert es die erste systematische Studie über den frühen Dokumentarfilm in Jugoslawien von 1896 bis 1939. REFACE geht über den aktuellen Stand der Forschung hinaus, die sich vorwiegend auf den Kontext und die Produktionsmittel konzentriert und den frühen jugoslawischen Dokumentarfilm aus der wissenschaftlichen Forschung ausklammert. Die Ziele von REFACE bestehen darin: 1) einen neuen theoretischen Rahmen und methodischen Ansatz für die Erforschung des Films als Geschichte durch das Konzept ,,Frame" vorzuschlagen; 2) zu untersuchen, wie die frühen Filmwerke die verschiedenen ethnischen, religiösen und kulturellen Räume in Jugoslawien darstellen und repräsentieren; 3) die Art und Weise zu bewerten, in der diese verschiedenen Räume in den frühen Dokumentarfilmen gerahmt werden. Zu den Ergebnissen gehören 1) die Monographie Reframing Faith in Balkan Documentary Film (Routledge, 2025); 2) Fachzeitschriftenartikel, die im Journal of Religion and Film (herausgegeben von John Lyden, University of Nebraska Omaha), Journal of Religion, Film and Media (Universität Graz / Schüren Verlag) und Open Theology (New York: Walter De Gruyter) veröffentlicht wurden; 3) die Projektwebsite mit einer Datenbank zum frühen Kino; 4) eine digitale Streaming-Plattform - YouTube Channel; 5) das erste Internationale Symposium Spaces of Memory an der Universität Wien, das interdisziplinäre Wissenschaftler aus Wien und der ganzen Welt mit weltweit führenden Filmemachern zusammenbrachte; 6) ein neuer akademischer Lehrgang an der Universität Wien: Cinema in Dialogue with Humanities and Social Sciences: Religion, Film und Kultur; 7) Universitätsseminare; 8) die Kunstausstellung "Reframing Space: Film as History" in Zusammenarbeit mit dem Wiener Artist-in-Residence Daniel Domig, die von Juni bis Dezember 2024 an der Universität Wien stattfindet.