Die Veränderung des Kausalitätsbegriffs in der Physik
Changing concepts of causality in twentieth century physics
Wissenschaftsdisziplinen
Philosophie, Ethik, Religion (100%)
Keywords
-
Causality,
Quantum Mechanics,
History Of Physics,
Philosophy Of Physics,
Determinism
In den letzten Jahren ist Kausalität zu einem florierenden Forschungsgebiet in der Wissenschaftstheorie geworden und es ist zu einem Wiederaufleben des Interesses an der Metaphysik des Kausalitätsprinzips gekommen. Dennoch ist es Konsens unter WissenschaftstheoretikerInnen, dass Kausalität keine fundamentale Rolle in der Physik spielt. Dieser Konsens ist gerade kürzlich von Mathias Frisch in Frage gestellt worden. In seiner Literatur wird auf die reichhaltige Geschichte, welche die Kausalität in den Wissenschaften hat, Bezug genommen; allerdings ist bisher keine systematische Untersuchung darüber durchgeführt worden, wie sich die Konzeptionen von Kausalität im vergangenen Jahrhundert durch die Entwicklungen in der Physik verändert haben. Dieses Projekt untersucht die Veränderungen des Kausalitätsbegriffs im Kontext der Entwicklung der Quantenmechanik. Es zielt damit darauf ab, zu einer Klärung der aktuellen Debatten über Kausalität und einer Neubewertung der Rolle von kausaler Argumentation in der Physik zu führen. Eine Hypothese dieses Projekts ist es, dass entgegen dem, was vielfach geglaubt wird, in der Periode der Entwicklung der Quantenmechanik (ca. 1920-1940) nur wenige (oder keine) Autoren alle Aspekte von Kausalität in der Physik aufgeben wollten. Es hat damals vielmehr einen Prozess hin zu einer präziseren Artikulation von verschieden Konzeptionen von Kausalität gegeben; die Wissenschaftsgeschichte zeigt, dass sich die Konzeptionen von Kausalität fortlaufend verändert haben, während kausale Argumentation eine kontinuierliche Rolle gespielt hat. Das Projekt zielt ferner darauf ab, etwas zur Literatur der kantischen Ansätze in der Wissenschaftstheorie beizutragen. In den letzten Jahren hat Michael Friedmans Zugang zur Wissenschaftstheorie, der auf relativierten a priori Prinzipien basiert, viel Aufsehen erregt. Dieser ist speziell im Kontext von philosophischen Konsequenzen der Relativitätstheorie diskutiert worden. Aufgrund der Tatsache, dass die Quantenmechanik etwa zur gleichen Zeit wie die Relativitätstheorie entwickelt worden ist, und sie mit den fundamentalen Veränderungen in der Rolle von a priori Prinzipien von Kausalität verknüpft ist, wäre es sehr interessant zu sehen, in welcher Verbindung dieses Projekt zu Friedmans Arbeit steht. Eine Leitidee des Projekts ist, dass eine ausführliche Klärung der Geschichte der Quantenmechanik und ihrer philosophischen Auswirkungen durch eine sorgfältige Untersuchung der Begriffe, welche durch die Terme `Kausalität` und `Kausalitätsprinzip` erfasst werden, erreicht werden kann. In der aktuellen Literatur zur Entwicklung der Physik im frühen 20. Jahrhundert findet sich keine solche begriffliche Analyse von Kausalität. Darüber hinaus basiert das Projekt auf der Idee, dass, um die Veränderungen des Kausalitätsbegriffs im frühen 20. Jahrhundert zu verstehen, man sowohl die Arbeiten von PhysikerInnen als auch von PhilosophInnen studieren muss, und dass zwischen diesen beiden mehr Beeinflussung stattgefunden hat, als man gemeinhin normalerweise anerkennt: In dieser Periode hatten viele Physiker ein aktives Interesse an philosophischen Entwicklungen, wie etwa dem (neo-) Kantianismus und dem logischen Empirismus, während Philosophen, wie etwa Schlick, Reichenbach und Frank, das Ziel hatten, ein physikalisches Verständnis von Kausalität zu entwickeln.
- Universität Salzburg - 100%
- F.A. Muller, Erasmus University Rotterdam - Niederlande
- Henk De Regt, Radboud University - Niederlande
- Eric Schliesser, The University of Amsterdam - Niederlande
- Dennis G. Dieks, Universiteit Utrecht - Niederlande