Lobbying on EU Policies by National-level Interest Groups
Lobbying on EU Policies by National-level Interest Groups
Wissenschaftsdisziplinen
Politikwissenschaften (100%)
Keywords
-
European Union,
Austria,
Czech Republic,
Lobbying,
Spain,
Interest Groups
Obwohl eine relativ große Literatur zum Thema Interessensgruppen in der Europäischen Union (EU) existiert, wissen wir relativ wenig über die Anzahl und Art der nationalen Interessensgruppen, die zu EU Themen aktiv sind. Wir wissen auch nicht, welche Strategien diese Gruppen verwenden, um EU Entscheidungen zu beeinflussen, oder auf welche Akteure die Lobbyingaktivität abzielt. Forschung zu diesen Themen würde uns erlauben, ein besseres Verständnis davon zu gewinnen, wie nationale Interessensgruppensysteme auf den Druck, den der Prozess der Europäisierung ausübt, reagieren, und wie Interessensgruppen, die auf einer Ebene in einem Mehrebenensystem tätig sind, Entscheidungen, die auf einer anderen Ebene getroffen werden, zu beeinflussen versuchen. Dieses Projekt zielt darauf ab, durch eine Umfrage mit Interessensgruppen in drei EU Mitgliedstaaten systematische Daten zu sammeln, die Antworten auf diese Fragen ermöglichen werden. Die empirische Forschung wird durch ein polit-ökonomisches Argument angeleitet, von dem ich eine Serie von Hypothesen ableite. Die Hypothesen stellen einen Zusammenhang zwischen Variablen wie der Ressourcenausstattung und Strategiewahl der Gruppen und dem Konzentrationsgrad der Gewinne und Kosten von EU Politiken auf der einen Seite und dem Grad und der Art der Involvierung einer Gruppe im EU Entscheidungsfindungsprozess auf der anderen Seite her. Das Projekt sieht vor, die Umfrage in drei Staaten durchzuführen: in Österreich, in Spanien und in der Tschechischen Republik. Die Auswahl dieser drei Staaten ergänzt eine Pilotstudie, die ich zusammen mit dem Mitantragssteller in Irland durchgeführt habe. Die Wahl der drei (vier, wenn die Pilotstudie hinzugezählt wird) Staaten erlaubt es mir, den Einfluss von Faktoren wie der Größe eines Landes, dem Interessensgruppensystem (korporatistisch oder pluralistisch) und der Länge der EU Mitgliedschaft auf die Lobbyingtätigkeit zu kontrollieren. Für jedes Land werde ich 400 Verbände und 20 Firmen für die Umfrage auswählen. Obwohl der Prozess des Erstellens der Stichprobe schwierig ist, bin ich aufgrund meiner Erfahrung mit der irischen Studie optimistisch, dass ich die Schwierigkeiten gut meistern werde. Ich werde die Umfrage mit LimeSurvey, einer open-source Software, über eine eigens dafür geschaffene Webseite online durchführen. Der erste Kontakt mit den Gruppen wird per E-Mail erfolgen; Gruppen, die weder auf das Einladungs- noch auf Erinnerungs-E-Mails antworten, werden einen Brief mit einem Ausdruck der Umfrage erhalten. In der Pilotstudie ergab dieser Zugang eine Antwortquote von 41 Prozent. Diese Schritte sind sehr arbeitsintensiv, doch wird meine Erfahrung mit dieser Arbeit die Aufgabe erleichtern. Ich werde auch einige Interviews mit Beamten in den ständigen Vertretungen der drei Staaten durchführen, um deren Eindruck von der Lobbyingaktivität zu bekommen. Die Ergebnisse der Studie werde ich dann in Form von Artikeln in begutachteten Fachzeitschriften und einem Buchmanuskript veröffentlichen. Das Projekt hat wichtige Implikationen sowohl für normative- als auch für konkrete Politikdebatten. Auf der einen Seite wird das Forschungsprojekt zu einer normativen Evaluierung der EU beitragen, in dem es offen legt, welche Stimmen in diesem politischen System gehört werden. Auf der anderen Seite kann das Projekt einen Beitrag zu Debatten über die Notwendigkeit eines verpflichtenden Registers für Interessensvertreter in der EU und über die Möglichkeit und Erwünschtheit von verstärkter Beteiligung gesellschaftlicher Interessen in der EU Entscheidungsfindung leisten.
- Universität Salzburg - 100%