Naturwissenschaftliche Studie der Kunstwerke in Nako, Indien
Scientific study of the artwork at Nako, India
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Naturwissenschaften (80%); Kunstwissenschaften (20%)
Keywords
-
Nako,
Painting Technique,
Technology,
Preservation,
Scientific Examination,
Archaeometry
Weltweit zeigen Denkmäler und Kunstobjekte im Lauf der Zeit Verfallserscheinungen aufgrund ihrer materiellen Zusammensetzung, der Art ihrer Herstellung, durch negative Einflüsse von Umweltfaktoren sowie auch durch unsachgemäße Behandlung. Dazu gehört auch die auf der Liste der Hundert am meisten gefährdeten Denkmäler des "World Monuments Fund" aufscheinende buddhistische Tempelanlage im Dorf Nako - Himachal Pradesh, Indien. Dieser Komplex, größtenteils aus dem zwölfte Jahrhundert, stellt eines der wichtigsten und einzigartigsten Werke dieser Art dar. Die insgesamt vier Tempelgebäude beinhalten frühestes künstlerisches Erbe des tibetischen Buddhismus in Form von Wandmalereien, polychromen Tonfiguren und prächtig dekorierten Architekturelementen aus Holz. In letzter Zeit zeigt die Tempelanlage alarmierende Zeichen von zunehmender Verwitterung. Sich ändernde klimatische Bedingungen, aufsteigende Feuchte, wiederholte Erdbeben und menschliche Eingriffe erfordern die Ausarbeitung eines umfangreichen Konservier-/Restaurierprogramms zur Sicherstellung der zukünftigen Erhaltung. Dafür ist ein besseres Verständnis der Trägermaterialien, der Maltechniken und der Verwitterungsmechanismen unbedingt erforderlich. Eine umfangreiche wissenschaftliche Studie soll als Basis für die Entwicklung entsprechender Konservier- bzw. Restauriermaßnahmen sowie auch Richtlinien für die zukünftige Erhaltung dieses kostbaren Gebäudekomplexes dienen. Diese hier durchgeführte Studie umfasst die Analyse der Maltechniken aller dekorativen Oberflächen (Wandmalereien, polychrome Tonfiguren und bemalte Deckenbretter) und ihrer Träger (Ton, Lehmziegel oder Lehmputze). Dabei können, bedingt durch die extreme geografische Lage und die ungünstigen Arbeitsbedingungen, zerstörungsfreien Methoden (Digitalfotografie im UV-, sichtbaren und IR-Licht) nur beschränkt genutzt werden. Ein wesentlicher Teil der Untersuchungen erfolgt durch den Einsatz instrumentelle Methoden an Proben, so z.B. durch optische Mikroskopie, Elektronenmikroskopie (SEM-EDX), mikrochemische und Färbereaktionen, Röntgendiffraktion (XRD), Fouriertransform-Infrarot-Spektroskopie (-FTIR), Gaschromatographie- Massenspektrometrie (GCMS), Flüssigkeits-chromatographie (HPLC), mikro-Raman-Spektrometrie und Quecksilberporosimetrie. Das Ergebnis der Studie liefert neue Erkenntnisse zum Zustand und zur Materialzusammensetzung der Trägerwerkstoffe, der Grundierungen und der originalen sowie sekundären Malschichten. Darüber hinaus werden wichtige Informationen zu originalen Technologien, vorhergegangenen Eingriffen und möglichen Schadensmechanismen - inklusive einer vergleichenden Bewertung der Maltechniken an allen Oberflächen und Strukturelementen - erworben.