Schlaf und B Zellen an der neuroimmunen Schnittstelle

Schlaf spielt eine wesentliche Rolle zum Erhalt unserer körperlichen und psychischen Gesundheit. Jeder Mensch sollte ein Drittel seines Lebens schlafend verbringen. Moderne Lebensstile fördern jedoch die Möglichkeit der ständigen Erreichbarkeit auf Kosten ausreichender Erholung. Infolgedessen hat sich die Dauer und die Qualität unseres täglichen Schlafs dramatisch verschlechtert. Dies lässt sich hauptsächlich auf längere Arbeitszeiten, gestiegenen sozialen Anforderungen, schnellerer Kommunikationsmöglichkeiten und die Vereinfachung globaler Reisen zurückführen. Heutzutage, schlafen mehr als 35% der Amerikaner weniger als die empfohlenen 7-8 Stunden pro Tag und in Österreich leiden 46% der Erwachsenen unter Schlafmangel, wobei 86% von ihnen sogar chronische (> 6 Monaten) Schlafprobleme haben. Etliche klinische Studien weisen darauf hin, dass Personen mit schlechtem Schlaf ein erhöhtes Risiko haben chronische Erkrankungen zu entwickeln, wie z.B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Autoimmunerkrankungen wie Lupus. Nichtsdestotrotz wissen wir überraschend wenig über Schlaf und die molekularen Auswirkungen auf unsere Gesundheit und Krankheiten. In vorangegangen Arbeiten konnten wir eine neue Verbindung zwischen Schlaf, Entzündung, dem Immunsystem und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aufdecken. Wir konnten zeigen, dass gestörter Schlaf die Produktion von Entzündungszellen im Knochenmark aktiviert, die in die Gefäßwände eindringen und zu Herzinfarkten führen können. Somit zeigten unsere Daten zum ersten Mal, wie Schlaf vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt. In unserem aktuellen Forschungsprojekt stellen wir die Frage, ob Schlaf die neuro-immunologische Gesundheit des Gehirns erhält. In diesem Zusammenhang schlagen wir vor, dass die Hirnhaut bei diesem Prozess eine besondere zentrale Rolle spielt, da sie das Gehirn umhüllt und eine wichtige Schnittstelle zwischen dem zentralen Nervensystem und dem Rest des Körpers darstellt. Um aufzuklären ob unzureichender Schlaf zu Entzündungen in der Hirnhaut führen kann und ob die Hirnhaut bei der Ausscheidung von zellulären Abfallprodukten aus dem Gehirn beteiligt ist, werden wir innovative präklinisch Modelle und Technologien einsetzen. Wir werden dabei besonders auf die Rolle von Antikörper-produzierenden B-Lymphozyten fokussieren, da die Dysfunktiondieser adaptiven ImmunzellenzuEntzündungskrankheitenund Autoimmunerkrankungen beiträgt. Es handelt sich hierbei um ein kollaboratives Projekt in einem diversen Team von weltweit renommierten Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen aus unterschiedlichen Fachgebieten. Unser Ziel ist es, neue biologische Funktionen zu identifizieren, durch die Schlaf die neuroimmunologische Homöostase beeinflussen kann. Wir haben auch die entsprechenden Möglichkeiten unsere Erkenntnisse auf den Menschen zu übertragen, was letztendlich zu neuen Therapien für die Behandlung einer Vielzahl von Erkrankungen führen kann. Unsere Forschungsergebnisse werden auch einen Beitrag zur öffentlichen Gesundheitspolitik leisten und ausreichendem Schlaf als wichtige Komponente einer gesunden Lebensweise propagieren.