Kräfte auf Dipole in zeitabhängigen Lichtfeldern
Forces on dipoles in optical fields with time-dependency
Wissenschaftsdisziplinen
Physik, Astronomie (100%)
Keywords
-
Quantumoptics,
Optomechanics,
Light-Matter Interaction
Die faszinierende mechanische Wechselwirkung zwischen Licht und Materie ist eine der Grundlagen der modernen Quantenoptik. Im Laufe der letzten 40 Jahre wurden verschiedenste Methoden entwickelt, um Atome sowie Nano- und Mikropartikel im Lichtfeld eines oder mehrerer Laser zu fangen und zu manipulieren. Werkzeuge wie optische Gitter (optical lattices), Pinzetten (optical tweezers) oder Hohlräume (optical cavities) wurden mittlerweile so verfeinert, dass auf tiefste Temperaturenabgekühlte Teilchen zur Lösungfundamentaler Problemeder Quantenmechanik herangezogen werden können. In fächerübergreifenden Projekten mit wichtigen Auswirkungen auf Biologie und Medizin werden heutzutage größere Objekte wie z.B. biologischer Zellen in Lichtfeldern gefangen und manipuliert. Der rapide Fortschritt auf diesem Gebiet der sogenannten Lichtkräfte macht es notwendig, auch auf vermeintlich kleine Effekte genauer einzugehen. Dabei stellt sich heraus, dass es zu zusätzlichen Lichtkräften kommt, wenn man die Amplitude, Phase oder andere Eigenschaften des Laserfeldes zeitlich variieren lässt. Diese zusätzlichen Effekte können sich bisweilen sehr anders verhalten, als man es von den bekannten, dominanten Kräften gewohnt ist. So kann es sein, dass Atome, welche üblicherweise im Maximum der lokalen Lichtintensität gefangen werden, in einem zeitlich variierenden Feld genau von diesem Maximum abgestoßen werden. Im Projekt f.dot - forces on dipoles in optical fields with time-dependency werden unter anderem diese ungewöhnlichen zusätzlichen Kräfte durch zeitlich veränderte elektromagnetische Felder näher erforscht. In Zusammenarbeit mit Prof. Steve Barnett von der Universität Glasgow wird dabei studiert, wie diese vermeintlich kleinen Kräfte im Laufe der Zeit für große Auswirkungen sorgen können. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf der Erzeugung gewünschter Lichtkräfte durch die gezielte zeitliche Manipulation der involvierten Lichtfelder liegen. Abschließend sollen die Effekte dieser zusätzlichen Kräfte bei der Wechselwirkung mehrerer Teilchen im selben Lichtfeld untersucht werden. In einer anschließenden Rückkehrphase ans Institut für Theoretische Physik der Universität Innsbruck soll das in Glasgow erworbene Wissen über diese ungewöhnlichen Lichteffekte in die österreichische wissenschaftliche Gemeinschaft eingebracht und durch Kollaborationen vertieft werden. Angesichts des raschen Fortschrittes auf dem Feld der kontrollierten Materie-Licht Wechselwirkung werden auch kleine, aber ungewöhnliche Effekte von immer größerer Bedeutung und dieses Projekt soll helfen, die ehrgeizigen Ziele dieser Forschung zu erreichen.
Wie interagieren Licht und Materie? Kann ein Lichtstrahl eine Kraft auf ein Objekt ausüben? Schon Johannes Keppler überlegte, ob der Strahlungsdruck des Sonnenlichts für die Form eines Kometenschweifs mitverantwortlich ist. Heute werden Laserstrahlen in Laboren eingesetzt um einzelne Atome zu fangen, zu kühlen und weiter zu studieren. Der ständige technologische und experimentelle Fortschritt auf diesem Gebiet verlangt aber auch nach erhöhter Sorgfalt von theoretischer Seite. Denn die Wechselwirkung zwischen Atomen und Licht ist voller Überraschungen und subtiler Details. Eine dieser Feinheiten ist die sogenannte Röntgen-Wechselwirkung, eine kleine Korrektur in der theoretischen Beschreibung der Atom-Licht Wechselwirkung. Üblicherweise wird angenommen, dass Atome nur mit dem elektrischen Anteil einer elektromagnetischen Welle (Licht) interagieren. Die Röntgen-Wechselwirkung zeigt aber, dass es auch eine schwache Kopplung an den magnetischen Anteil im Lichtfeld gibt. Das Schrödinger-Projekt f.dot forces on dipoles in optical fields with time dependence widmete sich dieser Röntgen-Wechselwirkung und den daraus resultierenden Kräften. Während der zweijährigen Auslandsphase an der Universität Glasgow und der einjährigen Rückkehrphase an der Leopold-Franzens Universität Innsbruck wurde versucht, die Natur dieser Röntgenkräfte theoretisch besser zu verstehen. Was passiert wenn ich die Intensität des Lichtfeldes verändere? Welche Kräfte treten auf, wenn ich zwei Lichtstrahlen mit unterschiedlicher Frequenz verwende? Und sind diese Effekte groß genug, um sie mit heutigen Experimenten zu messen? Wie so oft kam es während dieser Forschung zu unerwarteten Ergebnissen. So zeigte sich, dass durch die Röntgen-Wechselwirkung auch ein zweiter relativistischer Effekt auftritt: Es ist dies Einsteins berühmte Formel E = mc2 , die Äquivalenz zwischen Masse und Energie. Denn wenn Atome Licht absorbieren, nehmen sie die Energie des Lichts auf und damit werden sie auch winziges bisschen schwerer. Diese Massenänderung taucht versteckt auch in den Gleichungen zu den Lichtkräften auf ein Atom auf und überraschenderweise scheint dieses Detail bislang unentdeckt geblieben zu sein. Während dieser Teilaspekt zur Äquivalenz zwischen Masse und Energie vor allem eine theoretische Entdeckung ist, so haben die Arbeiten zu den Röntgen-Kräften auch praktische Relevanz. Heutzutage beruhen die genauesten Uhren und die besten Messungen fundamentaler Naturkonstanten auf Atomen, welche von Licht gefangen, gesteuert und gekühlt werden. Das verbesserte Verständnis für die mechanische Atom-Licht Wechselwirkung wird uns helfen, diese Messungen und die darauf basierenden Anwendungen weiter zu optimieren.
- Universität Innsbruck - 100%
- University of Glasgow - 100%
Research Output
- 573 Zitationen
- 11 Publikationen
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2018
Titel Distinct modulation of inactivation by a residue in the pore domain of voltage-gated Na+ channels: mechanistic insights from recent crystal structures DOI 10.1038/s41598-017-18919-1 Typ Journal Article Autor Cervenka R Journal Scientific Reports Seiten 631 Link Publikation -
2018
Titel High-Efficiency Reverse (5'?3') Synthesis of Complex DNA Microarrays DOI 10.1038/s41598-018-33311-3 Typ Journal Article Autor Hölz K Journal Scientific Reports Seiten 15099 Link Publikation -
2018
Titel Subcortical structural changes along the menstrual cycle: beyond the hippocampus DOI 10.1038/s41598-018-34247-4 Typ Journal Article Autor Pletzer B Journal Scientific Reports Seiten 16042 Link Publikation -
2018
Titel PD-1 has a unique capacity to inhibit allergen-specific human CD4+ T cell responses DOI 10.1038/s41598-018-31757-z Typ Journal Article Autor Rosskopf S Journal Scientific Reports Seiten 13543 Link Publikation -
2018
Titel Effects of aging on timing of hibernation and reproduction DOI 10.1038/s41598-018-32311-7 Typ Journal Article Autor Bieber C Journal Scientific Reports Seiten 13881 Link Publikation -
2018
Titel Mass-energy and anomalous friction in quantum optics DOI 10.1103/physreva.98.042106 Typ Journal Article Autor Sonnleitner M Journal Physical Review A Seiten 042106 Link Publikation -
2018
Titel Synthesizing variable particle interaction potentials via spectrally shaped spatially coherent illumination DOI 10.1088/1367-2630/aae3bf Typ Journal Article Autor Holzmann D Journal New Journal of Physics Seiten 103009 Link Publikation -
2018
Titel Sun-induced fluorescence and gross primary productivity during a heat wave DOI 10.1038/s41598-018-32602-z Typ Journal Article Autor Wohlfahrt G Journal Scientific Reports Seiten 14169 Link Publikation -
2018
Titel Hotspots within a global biodiversity hotspot - areas of endemism are associated with high mountain ranges DOI 10.1038/s41598-018-28504-9 Typ Journal Article Autor Noroozi J Journal Scientific Reports Seiten 10345 Link Publikation -
2017
Titel Vacuum friction DOI 10.1080/09500340.2017.1374482 Typ Journal Article Autor Barnett S Journal Journal of Modern Optics Seiten 706-712 Link Publikation -
2017
Titel Attractive force on atoms due to blackbody radiation DOI 10.1038/s41567-017-0004-9 Typ Journal Article Autor Haslinger P Journal Nature Physics Seiten 257-260 Link Publikation