Abbildung und Modellierung der Kriminalitätswahrnehmungslück

Die menschliche Wahrnehmung des Kriminalitätsrisikos stimmt nicht immer mit der tatsächlichen Situation überein. Diese Diskrepanz wird als "Crime Perception Gap" (CPG) bezeichnet und kann Auswirkungen auf Lebensstil, soziales Verhalten sowie räumliche und wirtschaftliche Dynamiken haben. Um Lebensqualitätssteigerungen zu ermöglichen, ist eine Verringerung dieser Diskrepanz notwendig. Weitere Untersuchungen könnten zeigen, wo CPG im Raum bestehen, und Entscheidungen bei der Entwicklung gezielter Strategien durch die Kombination mit relevanten Daten zu erleichtern. Die folgenden Hypothesen über CPG werden getestet: Hypothese 1: Falsche Wahrnehmungen der Kriminalitätsrealität umfassen sowohl Gebiete mit niedriger Kriminalitätsrate als auch Gebiete mit hoher Kriminalitätsrate. Hypothese 2: Menschen nehmen Gebiete als (un)sicher wahr, weil benachbarte Gebiete (un)sicher sind. Die Kriminalitätsrealität scheint also Auswirkungen auf die Wahrnehmung benachbarter Gebiete zu haben. Hypothese 3: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein bekanntes Gebiet als unsicher wahrgenommen wird, steigt, wenn es nicht für regelmäßige und tägliche Aktivitäten besucht wird. Daher werden häufig besuchte und sehr vertraute Orte als sicherer oder unsicherer - wahrgenommen. Um zu verstehen, welche räumlichen, sozioökonomischen und demografischen Faktoren die Wahrnehmung des Kriminalitätsrisikos beeinflussen, werden eine Literaturrecherche und Experteninterviews durchgeführt. Daten werden mittels Umfragen (on- und offline) auf einem GIS-basierten Sketch-Mapping-Web-Interface (UI) erhoben. Um die Beziehung zwischen den Faktoren, die die Wahrnehmung des Kriminalitätsrisikos beeinflussen, und den Wahrnehmungen selbst zu verstehen, werden statistische Methoden und Machine Learning eingesetzt. Darüber hinaus werden die Wahrnehmungen und die Kriminalitätsereignisse analysiert, um die Lücke im Raum (Gebiete mit Diskrepanz zwischen Kriminalitätsrealität und Wahrnehmung - CPG) mit Hilfe von Geoprocessing, räumlichen statistischen Methoden und Metriken für die Klassifizierungsgenauigkeit zu erkennen. Ebenso wird eine Geovisual-Analytics-Umgebung (Webschnittstelle zur interaktiven Analyse und Visualisierung geografischer Informationen - GVA) für die Erforschung der CPG in der Kriminalitätswahrnehmung entwickelt. Unser Hauptziel ist es, die Faktoren, insbesondere die räumlichen Faktoren, zu identifizieren, die sich auf die Wahrnehmung des Kriminalitätsrisikos beziehen und auswirken können, aber auch "Wie" und "In welchem Ausmaß" sie es beeinflussen. Außerdem wird unsere Analyse in zwei städtischen Gebieten in Österreich und Ungarn angewandt, um zu untersuchen, ob die Wahrnehmungsergebnisse an kulturelle Gegebenheiten gebunden sind. Darüber hinaus werden wir während des Projekts zwei Web- Benutzeroberflächen entwickeln (Sketch-Mapping-UI und GVA), die zur weiteren Erforschung von Wahrnehmungslücken im Raum oder für andere Untersuchungen verwendet werden können.