Unsichtbare Behörden Ministerien und Architektur (1908-38)
Invisible Agents. Ministries and Architecture (1908-38)
Weave: Österreich - Belgien - Deutschland - Luxemburg - Polen - Schweiz - Slowenien - Tschechien
Wissenschaftsdisziplinen
Bauwesen (50%); Kunstwissenschaften (50%)
Keywords
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Central Europe 1908-38,
State Architecture,
Transformation of State Systems,
Transnational Heritage,
Institutions,
Ambivalence of Modernism
Die 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts war eine Periode intensiver Aktivitäten auf dem Gebiet des öffentlichen Bauwesens. In der Habsburgermonarchie war für diesen Bereich das k. k. Ministerium für öffentliche Arbeiten zuständig, in den Nachfolgestaaten gründete man dafür eigene Ministerien. In Österreich zeichnete in der Ersten Republik das Ministerium für Handel und Verkehr verantwortlich, während in der Tschechoslowakei 1918 ein eigenes Ministerium für öffentliche Arbeiten wieder bzw. neu geschaffen wurde. Leider wissen wir kaum etwas über den Umfang und das Erscheinungsbild der öffentlichen Bauten im Zeitraum 19081938. Der vorherrschende Diskurs in der Architekturgeschichte befasst sich nach wie vor hauptsächlich mit renommierten Architekten und Bauten, die für die Entwicklung der Moderne herausragend waren, und ignoriert dabei die kleineren Bauaufgaben und die Behörden als wichtige Akteure. Daher wissen wir nicht, ob diese offiziellen Stellen moderne Architektur tatsächlich ablehnten, sie unterstützten oder als eine von mehreren möglichen Varianten ansahen. Um die Architektur dieser Zeit besser zu verstehen und ein breiteres Bild ihrer Entwicklung zu erhalten (einschließlich der Frage, wie vielschichtig die Architektur der Moderne tatsächlich war), verlagern wir die Forschungsperspektive auf die Ministerien als wichtige Auftraggeber. Indem wir verorten, wie Architekten und Institutionen in Mitteleuropa interagierten, soll unser Projekt nicht nur die Staatsarchitektur in ihrer Vielfalt aufzeigen, sondern auch die Vorurteile, die die wissenschaftliche Diskussion immer noch begleiten. Die Verlagerung des Blickwinkels auf das bisher wenig erforschte Feld der staatlichen Institutionen eröffnet einen neuen Weg, die Geschichte der modernen Architektur zu bewerten. Wir untersuchen Initiativen, Praktiken und Persönlichkeiten der Ministerien im cis-leithanischen Teil Österreich-Ungarns und in der ersten tschechoslowakischen und der ersten österreichischen Republik, um ein klareres Bild von der Quantität, Qualität und Bandbreite staatlicher Aufgaben im Bereich der Architektur zu erhalten. Die Untersuchung der offiziellen Bauagenda in verschiedenen Ländern wird die staatlichen Prioritäten in heterogenen politischen Systemen hinterfragen und ein neues Licht auf die Beziehungen zwischen kulturellen und politischen Eliten in Zeiten radikaler Transformationen in Europa werfen. Wir hoffen, ein klareres Bild der Frage zu bekommen, ob für zwei verschiedene Staaten mit gemeinsamem Erbe Kontinuitäten und Brüche gleich, ähnlich oder unterschiedlich waren. Da wir europäische Architekturgeschichte transnational verstehen, wollen wir die kooperative Forschung auf bilateraler Ebene fördern, indem wir das Verhältnis und die Interaktion zwischen über- und untergeordneten Behörden (19081918) und zwischen Ministerien zweier Nationalstaaten (1918 1938) untersuchen.
- Antje Senarclens De Grancy, Technische Universität Graz , nationale:r Kooperationspartner:in
- Vendula Hnídková, Czech Academy of Sciences - Tschechien
Research Output
- 1 Zitationen
- 2 Publikationen
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2023
Titel The Governance of Style, Public buildings in Central Europe, 1780-1920 DOI 10.7767/9783205217541 Typ Book editors Hartmuth M, Kurdiovsky R, Vasold G, Rüdiger J Verlag Brill Osterreich Link Publikation -
2024
Titel Das Regionale konstruieren - Gesamt PDF DOI 10.1553/978oeaw95153 Typ Book Verlag Osterreichische Akademie der Wissenschaften, Verlag Link Publikation