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Vergleichende Phänom. der Verursachung von Verkehrsunfällen

Comparative phenomenology of road accident causation

Robert Braun (ORCID: 0000-0003-0579-3532)
  • Grant-DOI 10.55776/I5907
  • Förderprogramm Einzelprojekte International
  • Status beendet
  • Projektbeginn 01.07.2022
  • Projektende 30.06.2025
  • Bewilligungssumme 355.928 €

Weave: Österreich - Belgien - Deutschland - Luxemburg - Polen - Schweiz - Slowenien - Tschechien

Wissenschaftsdisziplinen

Philosophie, Ethik, Religion (50%); Soziologie (50%)

Keywords

    Science Technolology and Society, Responsible Research and innovation, Phenomenology, Etnomethodology, Accident causation

Abstract Endbericht

Dieses Forschungsprojekt soll die Gründe für Verkehrsunfälle erforschen und zeigen, wie diese neuen Überlegungen dazu beitragen können, dass die Menschen erkennen, wie gefährlich unsere heutige, auf das Auto ausgerichtete Gesellschaft ist. Unser Ziel ist es, ein anderes Verständnis dafür zu entwickeln, warum Unfälle passieren. Dies wird uns helfen, uns besser vorzustellen, was das Problem mit unserem derzeitigen Leben ist, das darauf ausgerichtet ist, sich mit hoher Geschwindigkeit in einem schweren und gefährlichen Objekt zu bewegen oder sich diesem zu nähern. Wir bringen ans Licht, was bei den Ursachen von Verkehrsunfällen verborgen, missverstanden oder verdrängt wird. Das Projekt wird die Unfälle aus einer anderen Perspektive betrachten, als es die Polizei normalerweise tut. Traditionell suchen sie die Ursache in einem der drei Elemente: dem Fahrer, dem Auto oder der Umgebung. Die traditionelle Forschung geht davon aus, dass in den meisten Fällen der Fahrer verantwortlich ist. Eine solche Schlussfolgerung wird gezogen, da nur diese drei Elemente untersucht werden. Die Gründe für Unfälle sind vielschichtiger; der Hauptgrund ist die Art und Weise, wie unser Leben durch das, was wir Automobilität nennen, strukturiert ist. Automobilität umfasst fast alles, was wir in einer Stadt tun oder erleben: die Straße, das Auto, den Arbeitsplatz, die Schule, aber auch, warum wir es für notwendig halten, an diese Orte zu gehen, Dinge zu tun oder wie wir uns vorstellen, uns fortzubewegen, ob es uns glücklich, traurig, stark oder traumatisiert macht. Automobilität sind nicht nur die Dinge, sondern auch die Art und Weise, wie wir in unserer Vorstellung über diese Objekte denken. Wir werden mit Menschen sprechen, die in irgendeiner Weise an Verkehrsunfällen beteiligt waren, um Informationen über ihre Erfahrungen zu sammeln, wie sie sich gefühlt haben, was ihnen begegnet ist, wie sie sich über ihre Erfahrungen im Straßenverkehr vor und nach dem Unfall gewundert haben. Dies wird uns einen anderen Blick auf die Gründe für Unfälle ermöglichen und auch darauf, wie die Menschen ihre Verbindungen auf der Straße mit Menschen, Gegenständen, Licht, Lärm usw. erleben. Sobald diese Erfahrungen analysiert sind, werden wir unsere Teilnehmer bitten, ihre Ideen in einer Reihe von Treffen auszutauschen und zu diskutieren, was im Mittelpunkt solcher Erfahrungen steht. Wir werden auch mit ihnen darüber diskutieren, wie solche Unfälle und ihre Ursachen für andere besser sichtbar gemacht werden können. Wir machen die Erfahrung, dass Unfälle schnell bereinigt und wegdiskutiert werden, so dass sie meist unsichtbar bleiben. Diese Unsichtbarkeit von Unfällen, so vermuten wir, ist ein Hauptfaktor dafür, dass die Menschen nicht erkennen, wie gefährlich und tödlich unsere derzeitige, auf die Automobilität ausgerichtete Lebensweise ist. Das Projekt wird von Robert Braun am Institut für Höhere Studien in Wien, und Csaba Szalo an der Masaryk-Universität, geleitet.

Dieses Projekt begann mit einer einfachen, aber dringenden Frage: Warum akzeptieren wir die enormen Schäden, die durch Autos verursacht werden, als normal? Weltweit sterben jedes Jahr mehr als eine Million Menschen bei Verkehrsunfällen, Millionen werden verletzt und unzählige Schäden entstehen für Tiere und die Umwelt. Dennoch neigt die Gesellschaft dazu, diese Ereignisse als "Unfälle" zu bezeichnen - unglückliche, unvorhersehbare Ereignisse, für die letztlich niemand verantwortlich ist. Unsere Forschung stellt diese Annahme in Frage. Wir zeigen, dass die mit dem alltäglichen Autonutzung verbundene Gewalt keine Ausnahme ist, sondern ein fester Bestandteil der modernen Lebensweise, die sich um die Automobilität herum organisiert hat. Über einen Zeitraum von drei Jahren untersuchte unser Forschungsteam, wie Menschen Gefahren im Straßenverkehr und Unfälle nicht nur als Einzelfälle erleben, sondern als Teil ihres normalen, alltäglichen Lebens in Städten und ländlichen Gebieten. Wir haben Interviews, Feldforschung, Erinnerungsworkshops und gemeinsame Forschungsexperimente kombiniert, um zu verstehen, wie Menschen mit der ständigen Präsenz von Risiken im Straßenverkehr leben, diese verstehen und damit umgehen. Anstatt nur Statistiken zu betrachten, haben wir uns auf die gelebten Erfahrungen von Autofahrern, Fußgängern, Radfahrern, Überlebenden und denen konzentriert, die Angehörige verloren haben. Eine wichtige Erkenntnis des Projekts ist, dass die derzeitige Art und Weise, Autounfälle zu erklären - in der Regel durch die Schuldzuweisung an "menschliches Versagen" - die tieferen Ursachen verschleiert. Anstatt Gewalt als etwas Gelegentliches und Außergewöhnliches zu betrachten, haben wir festgestellt, dass sie den Alltag der Mobilität umgibt: Wir bezeichnen dies als "Gewaltfeld". Die Menschen lernen, mit dieser ständigen Bedrohung umzugehen, ohne sie vollständig wahrzunehmen, weil die Gesellschaft sie als normal erscheinen lässt. Straßen, Autos, Vorschriften, Expertenwissen und kulturelle Erwartungen tragen gemeinsam dazu bei, dass diese anhaltende Gewalt als natürlich und unvermeidbar erscheint. Diese Erkenntnis hat wichtige Konsequenzen. Sie bedeutet, dass die Verbesserung der Sicherheit nicht nur eine Frage besserer Technologie oder vorsichtigerer Autofahrer ist. Sie erfordert ein Umdenken darüber, wie unsere Gesellschaften aufgebaut sind. Wenn Straßen in erster Linie für Autos konzipiert sind, werden andere Formen des Lebens - Gehen, Radfahren, Tierbewegungen und soziale Interaktion - gefährlicher oder sogar unmöglich. Unsere Forschung legt nahe, dass echte Veränderungen damit beginnen müssen, anzuerkennen, dass autozentrierte Mobilität mit dauerhaften Schäden einhergeht und nicht nur mit zufälligen Unfällen. Indem dieses Projekt diese verborgene Gewalt sichtbar macht, ebnet es den Weg für alternative Visionen von Mobilität. Dazu gehören eine Stadtplanung, die Sicherheit und Gemeinschaft in den Vordergrund stellt, eine Verkehrspolitik, die die Abhängigkeit vom Auto verringert, und öffentliche Diskussionen, die Schäden im Straßenverkehr als vermeidbares soziales Problem behandeln - und nicht als tragischen, aber unvermeidbaren Preis des modernen Lebens. Kurz gesagt, der wichtigste Beitrag des Projekts besteht darin, zu zeigen, dass die Schäden der Automobilität nicht zufällig sind. Sie sind systemisch - und können daher verändert werden.

Forschungsstätte(n)
  • Institut für Höhere Studien - IHS - 100%
Internationale Projektbeteiligte
  • Csaba Szalo, Masarykova Univerzita - Tschechien

Research Output

  • 8 Zitationen
  • 4 Publikationen
  • 1 Künstlerischer Output
  • 2 Methoden & Materialien
  • 7 Disseminationen
  • 2 Wissenschaftliche Auszeichnungen
  • 1 Weitere Förderungen
Publikationen
  • 2025
    Titel Automobility violence: the case for adopting tobacco public health policies
    DOI 10.1080/23800127.2025.2477939
    Typ Journal Article
    Autor Braun R
    Journal Applied Mobilities
    Seiten 329-351
    Link Publikation
  • 2025
    Titel The politics of methodological reality practices of everyday life
    DOI 10.1177/13684310251404860
    Typ Journal Article
    Autor Braun R
    Journal European Journal of Social Theory
  • 2024
    Titel Radical reflexivity, experimental ontology and RRI
    DOI 10.1080/23299460.2024.2331651
    Typ Journal Article
    Autor Braun R
    Journal Journal of Responsible Innovation
    Seiten 2331651
    Link Publikation
  • 2024
    Titel Sociological, postcolonial, and critical theory foundations of engineering ethics education; In: The Routledge International Handbook of Engineering Ethics Education
    DOI 10.4324/9781003464259-12
    Typ Book Chapter
    Verlag Routledge
Künstlerischer Output
  • 2025
    Titel RAVE: The Game
    Typ Artefact (including digital)
Methoden & Materialien
  • 0
    Titel memory workshop
    Typ Improvements to research infrastructure
    Öffentlich zugänglich
  • 0
    Titel Constellation work
    Typ Improvements to research infrastructure
    Öffentlich zugänglich
Disseminationen
  • 2022 Link
    Titel Automobilität: Die Pandemie auf Rädern
    Typ A magazine, newsletter or online publication
    Link Link
  • 2023
    Titel Royal geographical Society Annual Conference, London, 2023
    Typ A talk or presentation
  • 2023 Link
    Titel Swiss Geosciences Conference, Mendrisio, Switzerland
    Typ A talk or presentation
    Link Link
  • 2023 Link
    Titel 2023 Global Mobility Humanities Conference (GMHC) and Annual Conference of the International Association for the History of Transport, Traffic and Mobility (T²M)
    Typ A talk or presentation
    Link Link
  • 2024 Link
    Titel Die Presse Mobility Day 2024
    Typ A talk or presentation
    Link Link
  • 2025 Link
    Titel STS Italia 2025 Conference
    Typ A talk or presentation
    Link Link
  • 2023 Link
    Titel Society of Philosophy of Technology Biannual Conference
    Typ A talk or presentation
    Link Link
Wissenschaftliche Auszeichnungen
  • 2025
    Titel VCÖ Mobility Prize
    Typ Research prize
    Bekanntheitsgrad National (any country)
  • 2023
    Titel Journal of Responsible Technology
    Typ Appointed as the editor/advisor to a journal or book series
    Bekanntheitsgrad Continental/International
Weitere Förderungen
  • 2025
    Titel Virtual Worlds
    Typ Research grant (including intramural programme)
    Förderbeginn 2025
    Geldgeber Austrian Research Promotion Agency

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