Neuronale Mechanismen kreativer Lösungen in komplexen Aufgabenstellungen
Neuronal mechanisms of creative solutions in complex environments
DACH: Österreich - Deutschland - Schweiz
Wissenschaftsdisziplinen
Medizinisch-theoretische Wissenschaften, Pharmazie (25%); Psychologie (75%)
Keywords
-
Creativity,
Neuroscience,
Sport,
FMRI,
EEG
Ausgehend von Vorgängerarbeiten zu neuronalen Korrelaten der Kreativität sollen im geplanten Forschungsvorhaben Gehirnaktivierungsmuster während derBearbeitung komplexerer, alltagsnäherer Kreativitätsaufgaben gemessen werden. Wir konzentrieren uns dabei auf die Domäne des Sports (und im Speziellen auf Fußball), da sich hier einschlägigen empirischen Befunden zufolge kreative Lösungen in komplexeren und ökologisch valideren Aufgabenstellungen besonders gut untersuchen lassen (Memmert, 2011). Um etwa in Fußballspielsituationen originelle und erfolgreiche Lösungen zu erzielen, müssen Spieler ihre Entscheidungen auf alle relevanten Informationen aus ihrer Umgebung basieren (Positionen, Verhalten von Teamkollegen und Gegnern etc.), und um die passendste Lösung auszusuchen sind sie ständig gefordert, eine Balance zwischen aktueller Stimuluskonstellation und aufgabenbezogener Information aus dem Gedächtnis zu halten (z.B. Hemmung unpassender Lösungsansätze etc.). Kreative Lösungen in Sportspielsituationen scheinen somit sehr vergleichbar mit klassischen Konzepten aus der Kreativitätsforschung zu sein, etwa mit konvergenten vs. divergenten Denkprozessen, und sie scheinen stark mit aufmerksamkeits- und gedächtnisspezifischen Anforderungen assoziiert zu sein Prozesse, die als wichtige Komponenten der Kreativität bekannt sind. Dieses Forschungsvorhaben wird in enger Kooperation mit Daniel Memmert von der Deutschen Sporthochschule Köln, einem weltweit führenden Experten im Bereich kognitiver Grundlagen (einschließlich der Kreativität) von komplexeren Umgebungenund unterschiedlichen Sportspielsituationendurchgeführt. In einem ersten Schritt sollen experimentelle Aufgaben zur Erfassung kreativitätsrelevanter Anforderungen in Sportspielsituationen (Fußball) entwickelt werden, die sich im neurowissenschaftlichen Labor realisieren lassen. In der Hauptphase des Projekts sollen schließlich Gehirnaktivierungsmuster während der Bearbeitung von Fußballsportsituationen in einer Stichprobe von Sportstudierenden untersucht werden, auch während der Bearbeitung klassischer Kreativitätstestaufgaben, um die Vergleichbarkeit mit früheren Untersuchungen sicherzustellen. Damit soll unser Wissen über neuronale Korrelate der Kreativität erweitert werden.
In diesem Forschungsprojekt wurde die Aktivierung des Gehirns während der Imagination kreativer Spielzüge in Fußballspielsituationen untersucht. Erfolgreiche Spielzüge in Fußballspielsituationen sind oft originell und überraschend, somit sind diese nicht nur das Ergebnis technischer und physischer, sondern vor allem auch kognitiver und kreativitätsrelevanter Fähigkeiten der FußballspielerInnen. SpielerInnen müssen sich bei der Imagination von Spielzügen auf relevante Informationen der aktuellen Spielsituation konzentrieren (Positionen, Verhalten von MitspielerInnen und Gegnern, Spielverlauf, etc.), Inhalte aus ihrem Gedächtnis abrufen (Regeln, taktisches Wissen, fußballspezifisches Wissen, etc.), und die Effizienz des vorgestellten Spielzugs bewerten. Gleichzeitig müssen unpassende oder naheliegende (leicht durchschaubare) Lösungsansätze gehemmt oder unterdrückt werden. Bei Lösungen in Sportspielsituationen scheinen somit Prozesse beteiligt zu sein, die als wichtige Komponenten der Kreativität bekannt sind. Die Domäne des Sports (und im Speziellen Fußball) scheint somit ein interessantes und vielversprechendes Gebiet darzustellen, die Kreativität in alltagsnäheren Situationen zu untersuchen. Hier setzt das vorliegende Forschungsvorhaben an. In enger Kooperation mit ExpertInnen der Sportspielforschung von der Deutschen Sporthochschule Köln wurden experimentelle Aufgaben zur Erfassung kreativitätsrelevanter Prozesse in Fußballspielsituationen entwickelt. In mehreren Studien wurden Hobby und Amateur FußballspielerInnen kurze Videosequenzen von realen Spielsituationen dargeboten, während die Aktivierung des Gehirns mittels Elektroenzephalografie (EEG) oder funktionaler Magnetresonanztomografie (fMRT) gemessen wurde. Die Videosequenzen wurden nach einer kurzen Zeit gestoppt, woraufhin sich die Testpersonen in die Lage des Spielers mit Ballbesitz hineinversetzen und gedanklich einen möglichst kreativen Spielzug generieren mussten der zum Torerfolg führt. Die Ergebnisse zeigen, dass das Generieren von kreativen Lösungen in Fußballspielsituationen mit Aktivierungsmustern im Gehirn einhergeht, die mit visuell- räumlichen Aufmerksamkeitsprozessen, der Vorstellungvon motorischen Bewegungsabläufen sowie mit der Verarbeitung von multisensorischer Informationen in Verbindung gebracht werden. Das Projekt untermauert und erweitert Befunde aus der behavioralen Forschung, die auf die besondere Bedeutung von kognitiven Fähigkeiten und der Kreativität für den Erfolg im Fußball hinweisen.
- Universität Graz - 100%
- Daniel Memmert, Deutsche Sporthochschule Köln - Deutschland
Research Output
- 178 Zitationen
- 3 Publikationen
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2018
Titel The creative brain in the figural domain: Distinct patterns of EEG alpha power during idea generation and idea elaboration DOI 10.1016/j.neuropsychologia.2018.02.013 Typ Journal Article Autor Rominger C Journal Neuropsychologia Seiten 13-19 -
2018
Titel Brain and soccer: Functional patterns of brain activity during the generation of creative moves in real soccer decision-making situations DOI 10.1002/hbm.24408 Typ Journal Article Autor Fink A Journal Human Brain Mapping Seiten 755-764 Link Publikation -
2018
Titel EEG alpha activity during imagining creative moves in soccer decision-making situations DOI 10.1016/j.neuropsychologia.2018.04.025 Typ Journal Article Autor Fink A Journal Neuropsychologia Seiten 118-124 Link Publikation