Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen von Weingärten (Vinedivers)
Biodiversity-based ecosystem services in vineyards (Vinedivers)
ERA-Net: Biodiversa
Wissenschaftsdisziplinen
Andere Agrarwissenschaften (15%); Geowissenschaften (30%); Land- und Forstwirtschaft, Fischerei (55%)
Keywords
-
Soil Erosion,
Landscape Structure,
Viticulture,
Soil Water Balance,
Best Management Practice,
Soil Structure
Der traditionelle Weinbau war in einem multifunktionalen Landwirtschaftssystem mit extensiver Grünlandbewirtschaftung, Obstproduktion und vielfältigen (Rand-)Strukturen mit hoher Habitat- und funktioneller Biodiversität eingebettet. In den letzten Jahrzehnten führten Landnutzungsänderungen, Intensivierung und Mechanisierung der Weinproduktion zu einer Segregation von Produktionsflächen und naturschutzfachlich interessanten Flächen und damit zu einem Diversitätsverlust der Landschaft. Zusätzlich war die Angst der WinzerInnen vor Wasser- und (Nährstoff)konkurrenz zwischen Weinreben und den Unkräutern die treibende Kraft einer Managementpraxis, die durch durch häufigen Bodenumbruch und intensiven Herbizideinsatz gekennzeichnet ist; damit werden heute Ökosystemschäden wie hohe Erosionsraten, Degradierung der Bodenstruktur und -fruchtbarkeit, Verunreinigung des Grundwassers und generell hohe landwirtschaftliche Inputs in Verbindung gebracht. Grundhypothese des vorliegenden Teilprojektantrags ist die Annahme, dass sowohl eine hohe Diversität funktioneller Pflanzengruppen auf dem Schlag direkt, als auch die Einbettung der Schläge in eine strukturell diverse Landschaft messbaren Einfluss auf Bodeneigenschaften aufweisen und damit Böden in ihrer Funktion als Anbieter von Ecosystems services verbessern. Dieser Effekt soll am Beispiel der ausgewählten Weinbauregionen in Rumänien, Österreich, Frankreich und Spanien auf unterschiedlichen Skalenebenen untersucht werden. Dazu ist zuerst eine Klassifikation der dabei untersuchten Skalenebenen Schlag, Landschaftseinheit, Region notwendig. Diese muss skalenabhängig erfolgen. Als wesentliches Ergebnis soll letztendlich ein funktionales Modell einer Interaktion zwischen Bewirtschaftungsintensität und Bodeneigenschaften im Hinblick auf Erosionsstabilität und Bodenwasserhaushalt zur Verfügung stehen, das die drei Untersuchungsskalen verknüpft. Für die praktische Projektdurchführung werden dazu innerhalb einer jeweils länderspezifisch charakteristischen Weinbauregion zwei unterschiedliche, repräsentative ökologische Einheiten basierend auf ihrer Strukturvielfalt definiert. In jeder dieser Einheiten werden zwei verschiedene Bewirtschaftungsintensitäten in ihrer Wirkung auf Bodeneigenschaften wie Strukturstabilität und Bodenwasserhaushalt untersucht. Die erhaltenen Ergebnisse werden zum Aufbau eines funktionalen Modells verwendet, das eine Betrachtung in der Skaleneinheit der Region ermöglicht.
Wie in anderen landwirtschaftlichen Produktionszweigen auch, hat die steigende Intensivierung im Weinbau in den letzten Jahrzehnten zu einem Verschwinden von Landschaftselementen und einer vereinfachten Landschaftsstruktur geführt. Intensives Management wie häufige Bodenbearbeitung oder der starke Einsatz von Herbiziden werden mit Dysfunktionen im Ökosystem wie vermehrtes Auftreten von Bodenerosion, Degradation der Bodenstruktur oder ganz allgemein einem Rückgang der Biodiversität in Verbindung gebracht. Das Hauptziel des Projektes Vinedivers war daher, die Konsequenzen unterschiedlicher Managementintensität auf ober- und unterirdische Biodiversität, Ökosystemservicefunktionen und sozioökonomische Faktoren zu untersuchen. Dazu wurden vier Regionen in Österreich, Frankreich, Rumänien und Spanien ausgewählt, die unterschiedliche Managementintensitäten und eine unterschiedliche Komplexität der Landschaft aufwiesen. Die extremen Eckpunkte dieses Managements waren ganzjährig offener Boden vs. ganzjährige Bodenbedeckung. Dieunterschiedlichen Bearbeitungssysteme wurden untersucht um Effekte auf verschiedene Ökosystemfunktionen wie Bodenerosion, Landschaftsästethik oder Biodiversität herauszuarbeiten. Als Parameter zur Bewertung der verschiedenen Ökosystemfunktionen dienten Bodenlebewesen, Pflanzen, Wildbienen, physikalische und chemische Bodeneigenschaften aber auch Parameter zur Beschreibung der Komplexität von Landschaftseinheiten. Eine der Hauptaufgaben des Partners BAW innerhalb dieses multidisziplinären Projektes war die Gewinnung von Bodendaten aller Standorte für die verschiedenen Projektpartner. Es zeigtensich sehr unterschiedlicheAuswirkungen der verschiedenen Managementintensitäten, sowohl im Hinblick auf die verschiedenen bodenphysikalischen Parameter, als auch bei Betrachtung der verschiedenen untersuchten Regionen. Im Hinblick auf das unterschiedlich Verhalten einzelner Regionen wurde dies auch darauf zurück geführt, dass die Definition verschiedener Managementintensitäten quer durch Europa sehr heterogen war. Eine verbesserte Bewertung von Bodenparametern wie Perkolationsstabilität, gesättigte und ungesättigte Wasserleitfähigkeit, Rohdichte und Wasserhaltevermögen wurde generell im Zusammenhang mit reduzierten Formen des Bodenmanagements festgestellt. Allerdings war die statistische Signifikanz dieser Effekte stark standortspezifisch, sogar innerhalb einer Region. Bodenphysikalische Parameter waren normalerweise stark mit den Gehalten an organischer Substanz korreliert, die wiederum abgesehen von regionalen Unterschieden vom Zeitpunkt der letzten Bodenbearbeitung und der Zufuhr von organischer Düngung abhing. Insgesamt konnte ein komplexes Bild der Interaktion von Management und Bodeneigenschaften dargestellt werden.
- Bundesanstalt für Kulturtechnik und Bodenwasserhaushalt - 100%
- Holger Bergmann, Georg-August-Universität Göttingen - Deutschland
- Daniel Cluzeau, Université de Rennes I - Frankreich
- Jose Gomez, Spanish National Research Council - Spanien