Fairness und Eigenverantwortlichkeit im Wohlfahrtsstaat

Dieses Projekt untersucht, wie Fairnessüberlegungen und Gerechtigkeitsempfinden, insbesondere mit Hinblick auf die Eigenverantwortung, die Legitimität und Effektivität wohlfahrtsstaatlicher Politiken prägen. Die europäischen Wohlfahrtsstaaten stossen vermehrt an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit und sind entsprech- end herausgefordert, ihre Politiken zu reformieren. Das Projekt untersucht, wie Eigenverantwortung in wohlfahrtsstaatliche (Umverteilungs-) programme einbezogen werden kann, sodass dies als fair und gerecht empfunden wird. Vier Forschergruppen aus Norwegen, den Niederlanden und Österreich bearbeiten das Projekt gemeinsam aus einer disziplinübergreifenden Perspektive und unter Verwendung eines Methodenmix, der administrative Registerdaten, Umfragestudien, sowie Feld- und Laborexperimente umfasst. Die Wiener Gruppe wird geleitet durch Jean-Robert Tyran. Er ist Experte in experimenteller Wirtschaftsforschung und ist erfahren in der Untersuchung von Fragen, die für das vorliegende Projekt zentral sind, wie z.B. Besteuerung und Steuerhinterziehung, Akzeptanz und Emergenz endogener Institutionen, Gerechtigkeitsvorstellungen und demokratische Umverteilung, sowie Vertrauen und Fairness. Das Projekt wird profitieren vom Zugang zur modernen Infrastruktur am Wiener Zentrum für Experimentelle Wirtschaftsforschung sowie von der Erfahrung des Teamleiters in der Durchführung von internet-basierten Experimenten im grossen Massstab. Die Wiener Gruppe beabsichtigt zu allen Teilen des Projekts beizutragen, legt das Schwergewicht aber v.a. auf die Teilprojekte Zuschreibung von Eigenverantwortung, Fehler erster und zweiter Art bei der Umsetzung von wohlfahrtsstaatlicher Politiken, Fairness und Steuerhinterziehung, sowie Fairness und Vertrauen.

Das Forschungsprojekt Fairness, Eigenverantwortung und Wohlfahrtsstaat erforschte die Frage: Wie wirken sich Gerechtigkeitsüberlegungen von Bürgerinnen und Bürgern, insbesondere in Hinblick auf die persönliche Verantwortung jedes und jeder einzelnen, auf die Entwicklung von Sozialsystemen und deren Wirksamkeit aus? Gerade Sozialsysteme kontinentaleuropäischer Prägung sehen sich einer Reihe von Herausforderungen wie Finanzierungsengpässen, Migrationsströmen oder steigender Einkommensungleichheit gegenüber. Vor dem Hintergrund dieser Herausforderungen wird immer wieder diskutiert, welche Verantwortung dabei dem/der Einzelnen zukommt bzw. zukommen soll. Dieses Forschungsprojekt bietet neue Einsichten dazu, wie Überlegungen zur Eigenverantwortung in die Sozialsysteme integriert werden können, damit diese (weiterhin) als fair wahrgenommen werden. Vier Gruppen von Forscherinnen und Forschern aus Norwegen, den Niederlanden und Österreich haben dazu Methoden wie die statistische Analyse von Registerdaten, Befragungen als auch Labor- und Feldexperimente verwendet.