Komplexe Prädikate in der Österreichischen Gebärdensprache
Complex predicates in Austrian Sign Language (ÖGS)
Wissenschaftsdisziplinen
Gesundheitswissenschaften (5%); Informatik (5%); Sprach- und Literaturwissenschaften (90%)
Keywords
-
Austrian Sign Language,
Complex Predicates,
Second Language Learning,
Motion Capture,
Sign language grammar,
Sign language production
In diesem Forschungsprojekt wird die Produktion unterschiedlicher Formen komplexer Prädikate in der Österreichischen Gebärdensprache (ÖGS) untersucht. Interviews mit tauben ÖGS- Verwender:innen, sowie experimentelle Testungen mit Messmethoden, die eine genaue Bewegungsanalyse erlauben, werden für die Untersuchung verwendet. Diese Messmethoden sind die Motion Capture Methode, die genaue kinematische Messungen der Handbewegungen ermöglicht (welche Strecke die Hände im Raum zurücklegen, wie schnell sich die Hände bewegen, wie schnell die Hände abbremsen/stoppen, etc.) und elektromyographische (EMG) Messungen, durch die die Muskelaktivierung gemessen werden kann. Taube ÖGS-Verwender:innen, sowie hörende Personen, die die ÖGS als Fremdsprache erlernen (mit unterschiedlichem ÖGS-Niveau), werden an den Studien teilnehmen. Die Forschungsarbeiten werden Erkenntnisse zur Grammatik der ÖGS, sowie Informationen über den Erwerb der ÖGS als Fremdsprache liefern. Zudem wird das gewonnene Wissen zur Entwicklung von Unterrichts- und Lernmaterial für den ÖGS-Unterricht beitragen. In Gebärdensprachen können Veränderungen der Handbewegung (wie schnell sich die Hände bewegen und wie schnell sie beschleunigen, wie lange die Bewegung dauert, wohin im Raum sich die Hände bewegen) die Bedeutung bestimmter Gebärden verändern. Bei der Bildung sogenannter komplexer Prädikate, wird die Bewegungskomponente der Verbgebärde verändert um zusätzliche Informationen über das Ereignis bzw. den Zustand, den das Verb beschreibt, auszudrücken. Spezifische Bewegungskomponenten, die mit dem Verbstamm kombiniert werden, fügen somit bestimmte Zusatzbedeutungen hinzu (z.B. ob das Ereignis einen Endpunkt beinhaltet, wie lange ein Ereignis dauert, oder ob ein Ereignis wiederholt stattfindet). Zum Beispiel, das Verb GEBEN wird in seiner Grundform (ohne bestimmte Zusatzbedeutung) mit einer einmaligen, geradlinigen Bewegung gebildet, wobei die Bewegung vom Körper der gebärdenden Person ausgehend nach vorne in Richtung eines Punkts im Raum ausgeführt wird. Wird die Zusatzbedeutung hinzugefügt, dass das Ereignis länger dauert als üblich (für eine längere Zeit etwas geben), dann wird die Gebärde GEBEN mit einer sich wiederholenden Kreisbewegung und ohne Pausen zwischen den einzelnen Wiederholungen gebildet. Wenn ausgedrückt werden soll, dass mehreren Personen etwas gegeben wird, dann wird die Gebärde GEBEN mit einer horizontalen Halbkreisbewegung vor der gebärdenden Person produziert. Ein anderes Beispiel sind Verben, die ein Ereignis mit einem Endpunkt beschreiben (z.B. ankommen). Diese Gebärden weisen ein abruptes Abbremsen am Ende der Gebärde auf. Für gebärdensprachliche Verben, die sich auf Ereignisse beziehen, die keinen Endpunkt beinhalten (z.B. analysieren), kann ein solches Abbremsen am Ende der Gebärde nicht beobachtet werden.
- Universität Salzburg - 100%
- Jürgen Birklbauer, nationale:r Kooperationspartner:in
- Hermann Schwameder, Universität Salzburg , nationale:r Kooperationspartner:in
- Jutta L. Mueller, Universität Wien , Mentor:in
- Evie Malaia - Vereinigte Staaten von Amerika
- Ronnie Wilbur - Vereinigte Staaten von Amerika
Research Output
- 14 Zitationen
- 8 Publikationen
- 3 Disseminationen
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2025
Titel Sign language encodes event structure through neuromotor dynamics: motion, muscle, and meaning DOI 10.3389/fpsyg.2025.1689676 Typ Journal Article Autor Krebs J Journal Frontiers in Psychology Seiten 1689676 Link Publikation -
2025
Titel Grammatical control of sign language production: EMG and motion capture analysis of adjective intensification in Austrian Sign Language (ÖGS) DOI 10.3389/flang.2025.1632226 Typ Journal Article Autor Krebs J Journal Frontiers in Language Sciences Seiten 1632226 Link Publikation -
2025
Titel How animacy impacts word order in Austrian Sign Language (ÖGS): Evidence from sentences with inanimate subject arguments DOI 10.1016/j.lingua.2025.104003 Typ Journal Article Autor Krebs J Journal Lingua Seiten 104003 Link Publikation -
2024
Titel The interaction of syntax, non-manuals, and prosodic cues as potential topic markers in Austrian Sign Language DOI 10.1075/sll.23003.kre Typ Journal Article Autor Krebs J Journal Sign Language & Linguistics Seiten 1-48 -
2023
Titel Neural mechanisms of event visibility in sign languages DOI 10.1080/23273798.2023.2228437 Typ Journal Article Autor Krebs J Journal Language, Cognition and Neuroscience Seiten 1282-1301 Link Publikation -
2023
Titel Prediction underlying comprehension of human motion: an analysis of Deaf signer and non-signer EEG in response to visual stimuli DOI 10.3389/fnins.2023.1218510 Typ Journal Article Autor Malaia E Journal Frontiers in Neuroscience Seiten 1218510 Link Publikation -
2024
Titel Motion Capture Analysis of Verb and Adjective Types in Austrian Sign Language (ÖGS) Typ Conference Proceeding Abstract Autor Krebs Konferenz 2024 Joint International Conference on Computational Linguistics, Language Resources and Evaluation (LREC-COLING 2024) Link Publikation -
2023
Titel Event structure reflected in muscle activation differences in Austrian Sign Language (ÖGS) verbs DOI 10.31009/feast.i5.07 Typ Journal Article Autor Krebs J Journal FEAST. Formal and Experimental Advances in Sign language Theory Seiten 76-87 Link Publikation
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2024
Link
Titel Workshop "The Science of Movement Expression in Sign Language" Typ Participation in an activity, workshop or similar Link Link -
2023
Titel Report in the Journal GebärdenSache Typ A press release, press conference or response to a media enquiry/interview -
2023
Titel Talk at the network meeting of the Austrian Deaf Association (ÖGLB) Typ A talk or presentation