Außenpolitisches Handeln im ausgehenden Mittelalter
Außenpolitisches Handeln im ausgehenden Mittelalter
Wissenschaftsdisziplinen
Geschichte, Archäologie (100%)
Keywords
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Kaiser Friedrich III. (1440-1493),
Spätmittelalter,
Kaiser Maximilian I. (1486-1519),
Diplomatie,
Kommunikation,
Außenpolitik
Die moderne Vorstellung von "Außenpolitik", die das politische Handeln eines Staates zur Vertretung seiner Interessen und zur Gestaltung der Beziehungen zu anderen Staaten sowie zu zwischenstaatlichen Einrichtungen versteht, läßt sich auf frühere Zeiten nicht übertragen. Um das Verständnis von Diplomatie und auswärtigem Handeln im Mittelalter zu erhöhen, wurde 2004 eine internationale Tagung veranstaltet. Der daraus resultierende Band bietet in 16 Beiträgen durch die profunden Kenntnisse der Autoren interessante - und in dieser Zusammensetzung neue - Einblicke in das außenpolitische Handeln Kaiser Friedrichs III. und seines Sohnes und Nachfolgers Maximilians I. in der Zeit des Umbruchs vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit. Er konzentriert sich auf das Agieren und Präsentieren, auf die Handlungsinstrumente und Kommunikationsformen, die im Rahmen auswärtigen Handelns eingesetzt wurden, welche im Spannungsfeld von Innen und Außen einem steten Bedeutungswandel unterliegen konnten. Geplante Herschertreffen, Debatten auf Reichs- und Fürstentagen, langwierige Heiratsverhandlungen, das Aushandeln komplexer Vertragswerke, eifrige städtische Repräsentationsbemühungen, demonstrative Privilegienvergaben, institutionalisierte Begegnungen und diplomatische Kontakte zeigten ebenso wie zeitgenössische historiographische Schilderungen, Reisedokumente oder reichstagsbezogene Rechnungen den wechselseitigen Funktionszusammenhang von innerer und auswärtiger Politik. Mittel, Formen und Abläufe der politischen Kommunikation, als deren unerläßliches Instrumentarium die Gesandtenbeauftragung anzusehen ist, bilden den Hauptteil dieses Bandes. Dementsprechend werden konkrete Fragen gestellt, nach Ausweitung und Regelmäßigkeit diplomatischer Kontakte, nach der Professionalisierung der Diplomatie, nach Versachlichung und Organisation, nach Auftreten, Behandlung und Techniken der Gesandten. Durch die steigende Anzahl weltlicher Berufsdiplomaten ist es weiters erforderlich, nach den persönlichen Interessen der Diplomaten zu fragen, die bisweilen auch Privatmaterien verfolgten, und nach deren oft maßgeblichem Anteil an der Außenpolitik ihrer Dienstgeber. Außerdem sind Umfang und Ausstattung der Delegationen, die Beglaubigung, Publikation oder Geheimhaltung etwaiger Verhandlungsergebnisse und das Verhalten sowie die Taktikender Gesandten zu konkretisieren. Dabei wird Außenpolitik weder fixierbar noch lassen sich exakte oder durchgängige Kriterien für das "außenpolitische Handeln" festmachen. Vielmehr werden aus dem Kräftespiel zwischen den einzelnen Protagonisten einzelne Bestimmungsfaktoren als Schnittmengen zwischen Außen und Innen erkennbar, die darauf hindeuten, daß die Grenzen stets neu generiert wurden. In diesem Sinn erproben die hier versammelten Abhandlungen neue Ansätze und erschließen weitere Horizonte auch für traditionelle Fragestellungen nach der Organisation und dem Verhältnis von Herrschaft, Repräsentation, Kommunikation und Diplomatie. Der Band bietet somit einen wichtigen Schritt zu einer vertiefenden Betrachtungsweise auswärtiger Politik an der Wende vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit.
- Universität Salzburg - 100%