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Die Protokolle des cisleithanischen Ministerrates 1914-1918

The Minutes of the Cisleithanian Cabinet 1914-1918

Stefan Malfer (ORCID: )
  • Grant-DOI 10.55776/P27364
  • Förderprogramm Einzelprojekte
  • Status beendet
  • Projektbeginn 01.05.2015
  • Projektende 31.01.2019
  • Bewilligungssumme 204.750 €

Wissenschaftsdisziplinen

Geschichte, Archäologie (100%)

Keywords

    History, Austria-Hungary, Cisleithania, Minutes of the Cisleithanian Cabinet, First World War/ 1914-1918, Sources Edition

Abstract Endbericht

Die Edition der österreichisch-cisleithanischen Ministerratsprotokolle umfasst das halbe Jahrhundert vom österreichisch-ungarischen Ausgleich im Jahr 1867 bis zum Ende der Monarchie im November 1918. Sie schließt die Lücke zwischen den bereits edierten Protokollen bis 1867 und ab 1918. Aus der Zeit 1867-1918 werden auch schon die Protokolle des gemeinsamen und des ungarischen Ministerrates ediert. Leider gehören die österreichisch-cisleithanischen Ministerratsprotokolle zu den 1927 beim Brand des Justizpalastes stark in Mitleidenschaft gezogenen so genannten Brandakten. Es sind aber keineswegs alle Protokolle vernichtet worden. Die erhaltenen Protokolle sollen wie die bisherigen textkritisch und mit wissenschaftlichem Kommentar versehen herausgegeben werden. Gleichzeitig wird systematisch nach erhaltenen Abschriften in anderen Archivbeständen gesucht. Zur Ergänzung wird ein Verzeichnis der Sitzungen und Themen aus der Kabinettskanzlei publiziert. Auch in Cisleithanien war der Ministerrat das Zentralorgan, in dem sich die Regierungstätigkeit konzentrierte. Das Spektrum der Thematik, das sich in ihnen widerspiegelt, präsentiert dem Leser alle Facetten staatlichen Lebens. Die Protokolle machen sowohl die Fragen der Struktur und der Organisation des Staates als auch wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen, kulturelle und soziale Probleme deutlich. Ein wichtiges Thema ist die Wechselwirkung zwischen Problemen der Länder und Problemen Österreich-Cisleithaniens insgesamt, einschließlich der Nationalitätenfrage. Das Verhältnis der Regierung zum Reichsrat spielt eine große Rolle. Im Anschluss an das FWF-Projekt P 20428 G08 soll in das vorliegende Projekt der letzte Band aus der Zeit 1914 bis 1918 bearbeitet werden. Die zentralen Themen waren kriegsbedingt Mobilisierung von Truppen, die Versorgung der durch den Krieg Mittellosen, kriegswichtige Investitionen, Geldbeschaffung und Versorgungsfragen des Hinterlandes. 1918 kam eine Verfassungsrevision zur Sprache. Nach dem Völkermanifest Karls vom 16. Oktober 1918 behandelte der Ministerrat dann letztlich den Übergang Österreich-Cisleithaniens in seine Nachfolgestaaten und beschloss am 11. November 1918 sowohl die Karl vorzulegende Verzichtserklärung auf dessen Anteil an den Staatsgeschäften, als auch seine eigene Selbstauflösung. Die Protokolle stellen den an der Geschichte Österreichs interessierten Forschern und der Lehre an den Universitäten wichtige Akten in wissenschaftlich aufbereiteter Form zur Verfügung. Sie dokumentieren entscheidende Jahre der Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer. Das Projekt leistet somit einen Beitrag zur internationalen und interdisziplinären Kooperation durch die Bereitstellung gesicherter wissenschaftlicher Grundlagen. Durch die Bearbeitung der Brandakten wird auch ein wichtiger Beitrag zur Bewahrung des kulturellen Erbes geleistet, da jede Benützung der Originale weitere Schäden verursacht.

Die Ministerratsprotokolle der Regierung Cisleithaniens, also des für die österreichischen Kronländer der Habsburgermonarchie zuständigen Kabinetts, aus der Zeit des Ersten Weltkriegs wurden trotz der intensiven Publikationstätigkeit zum Weltkrieg von der Forschung wenig beachtet. Das hängt mit dem unvollständigen und schlechten Erhaltungszustand dieser grundsätzlich wichtigen Quelle zusammen, wurden doch viele Protokolle beim Justizpalastbrand von 1927 vernichtet oder beschädigt. Im Rahmen des Langzeitvorhabens der wissenschaftlichen Edition der Ministerratsprotokolle der Habsburgermonarchie wurden nun die erhalten gebliebenen Protokolle vom Sommer 1914 bis zum Ende der Monarchie bearbeitet und werden demnächst publiziert. Erfreulicherweise ist nicht nur ein Verzeichnis aller stattgefundenen Sitzungen und ihrer Tagesordnung erhalten, es wurden auch - mehr als erwartet - Abschriften, Sonderprotokolle und Unterlagen aus anderen Archivquellen gefunden, die eine teilweise Rekonstruktion von verbrannten Dokumenten ermöglichen. Es zeigt sich, dass die Protokolle überraschende Aspekte der österreichischen Innenpolitik überliefern. Vor allem Aussagen zu den Themenkreises der wirtschaftlichen Mobilisierung, des Autoritarismus (Kriegszensur, Unterdrückung von als unzuverlässig eingestuften Individuen usw.) und zur Ernährung ziehen sich durch die viereinhalb Jahre. Bereits im Oktober 1914 kam es zur ersten Ernährungskrise infolge des Vorrangs der Armee vor den Bedürfnissen der Zivilbevölkerung. Alle Arbeitskräfte, sofern nicht unter Waffen, wurde für die Kriegsindustrie abgestellt. Die bürgerlichen Freiheiten und der Parlamentarismus wurden den Anforderungen des Staates untergeordnet, der seinen eigenen Staatsbürgern zutiefst misstraute. Erst im Lauf des Jahres 1917 begann der Ministerrat die Tragweite der sozialen Frage in vollem Ausmaß wahrzunehmen, und erst angesichts der russischen Revolution, der Schwierigkeiten, die eigene Kriegsmaschinerie aufrechtzuerhalten, sowie von Hunger und Elend im Hinterland wurde das Parlament wieder einberufen. Damit und nicht erst im November 1918 - wurde auch die Sozialdemokratie zur Mitarbeit eingeladen. Das Gesamtprojekt stellt der Forschung und Lehre zur Geschichte der Habsburgermonarchie wichtige Akten wissenschaftlich aufbereitet zur Verfügung, sowohl gedruckter als auch in Form einer digitalen Edition mit Verknüpfungen zu externen Datensätzen. Sie erschließt auch für ein weiter interessiertes Publikum eine wichtige Quelle zur Geschichte Österreichs und seiner Nachbarländer.

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