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Epidauros - Ein Bauprogramm für Asklepios

Epidauros: Building for Asclepius

Sebastian Prignitz (ORCID: 0000-0003-0668-8531)
  • Grant-DOI 10.55776/M1856
  • Förderprogramm Lise Meitner
  • Status beendet
  • Projektbeginn 01.01.2016
  • Projektende 31.12.2017
  • Bewilligungssumme 159.620 €
  • Projekt-Website

Wissenschaftsdisziplinen

Geschichte, Archäologie (60%); Rechtswissenschaften (20%); Sprach- und Literaturwissenschaften (20%)

Keywords

    Building Accounts, Greek Epigraphy, Classical Archaeology, Epidauros

Abstract Endbericht

Die Erforschung griechischer Bauprogramme und ihrer Finanzierung und Organisation ist von zentraler Bedeutung für das Verständnis antiker Ökonomie und der Gesellschafts-, Rechts- und Architekturgeschichte. Mit dem Bau öffentlicher Gebäude konnte eine antike Stadt ihren Reichtum, ihren Einfluss und ihre Macht oder ihre kulturelle Überlegenheit sinnbildlich vor Augen führen. Hinter jedem Bauprogramm steht eine entsprechende Verwaltung, die Gelder bereitzustellen und geeignete Arbeitskräfte, Ingenieure und, im Fall entsprechend ausgestatteter Tempel, Künstler anzuwerben hatte. Anhand dieser Vorgänge kann ein Bauprogramm per se besser gefasst werden: Veränderungen im Laufe der Zeit, ökonomische Aspekte wie Möglichkeiten und Schwierigkeiten der Finanzierung, Material- und Personalbeschaffung, Beziehungen der Poleis untereinander. Die Forschung ist dabei in besonderer Weise auf Inschriften angewiesen, die als offizielle und zeitgenössische Dokumente besonders verlässlich sind. Sie stehen in direktem Bezug zu bestimmten Tempeln und öffentlichen Gebäuden. Mein Projekt ist eine Fallstudie aus dem spätklassischen Griechenland. Die Bauurkunden aus Epidauros (insgesamt 32 Steine) setzen vergleichsweise früh ein (ca. 400 v.Chr.) und weisen deutliche Bezüge nach Athen auf. Zudem verzeichnete die Baukommission neben Einnahmen und Ausgaben auch Einkünfte aus Konventionalstrafen, die man den Unternehmern wegen Schlechterfüllung oder Verzögerung auferlegt hatte. Dieser letzte Punkt ist für die Rechtsgeschichte von großem Interesse. Der erste Band meiner Neuedition ist vor kurzem erschienen.1 Mein Projekt in Wien ist die Publikation des zweiten Bandes mit einer neuen, verlässlichen Edition der späteren Abrechnungen zwischen ca. 350 und 270 v.Chr., einer Übersetzung aller Texe, einem ausführlichen archäologischen Kommentarsowie zusammenfassenden Kapiteln zu architektonischen, kunst- und wirtschaftsgeschichtlichen Fragen und zum epidaurischen Bauprogramm im Ganzen. Ein Lise Meitner Programm wird mir die notwendige Zeit und Konzentration für die Arbeit an Texten, Übersetzungen und Kommentaren geben. Ich habe keine Zweifel, dass die vollständige, verlässliche Neuedition der alten und neuen Texte und ihre Interpretation einen ganz neuen Blick auf das epidaurische Heiligtum ermöglichen werden. Damit wird zugleich der Weg für ein besseres Verständnis spätklassischer Baupolitik und spätklassischen Handwerks bereitet. 1 Bauurkunden und Bauprogramm von Epidauros (400-350), Vestigia 67, München (C.H.Beck) 2014.

Das Projekt "Epidauros. Ein Bauprogramm für Asklepios" handelt von einer Gruppe in altgriechischer Sprache verfasster Inschriften, die im Heiligtum des Asklepios in Epidauros (Peloponnes) gefunden wurde. Die Texte stammen aus dem 4. Jahrhundert vor Christus und sind Kostenabrechnungen für die von der Heiligtumsverwaltung durchgeführten Bauarbeiten. Es handelt sich um insgesamt 31 Steintafeln, die teilweise vollständig sind, teilweise hingegen nur fragmentarsich erhalten sind. Die Tafeln waren durchschnittlich 2 m hoch, 1 m breit und 15-25 cm dick; Text wurde teilweise auf alle Seiten geschrieben. - Die große Herausforderung bestand darin, einen verlässlichen Text herzustellen: Die Steine wurden in der Spätantike als Baumaterial in sekundären Funktionen verwendet (als Türschwelle, in Hauswänden, in Mauern) und waren über Jahrhunderte der Witterung ausgesetzt, sodass sie zu großen Teilen verrieben oder abgetreten sind. Das erste Ziel war daher die Herstellung des griechischen Textes, eines textkritischen Apparates und deutscher Übersetzungen. Sodann war herauszufinden, von welchem Bauprojekt ein jeder Text handelt. Am Beginn der Inschriften ist zwar stets in einem einleitenden Präskript gesagt, von welchem Bauprojekt die Abrechnung handelt. In vielen Fällen handelt es sich bei dem Stein jedoch nur um ein Fragment, und der Beginn des Textes fehlt; in manch anderem Fall ist der Stein zwar vollständig, der Anfang jedoch verrieben und nicht lesbar. Folgerichtig war das Bauprojekt oft nur aus dem Inhalt des Textes, d.h. den darin genannten Baugliedern zu erschließen. Das zweite Ziel war somit, die Bauvorhaben festzustellen, von denen die Texte handeln.Die enthaltenen Informationen betreffen Bauvorgänge, d.h. die Arbeit von Handwerkern und Bauunternehmern, das beim Bau verwendete Material, die Kosten sowie die Zeit, in der ein Gebäude errichtet wurde. Trat ein Problem auf, konnte der Bauunternehmer wegen Schlechterfüllung oder Zeitverzug belangt werden; widersprach er, war eine gerichtliche Auseinandersetzung die Folge. Das dritte Ziel war die Klärung ökonomischer und baurechtlicher Fragen.Bei der Aufzeichnung der Inschriften ging man keinesfalls so vor, dass auf jedem Stein genau ein Bauvorhaben aufgezeichnet wurde. Arbeitete man parallel an mehreren Vorhaben, so schrieb man nach Eingang der Abrechnungen auf die Steintafeln, sodass sich auf manchen Steinen die Abrechnungen mehrerer Bauprojekte finden. Umgekehrt konnten die Kosten eines Bauvorhabens auf mehreren Steinen verzeichnet werden. Viertes Ziel war also die Zusammenstellung aller Informationen zu einem jeden Gebäude, teilweise von verschiedenen Steintafeln, und die synoptische Erfassung in einer Baugeschichte für jedes Gebäude. Daneben ergaben sich Erkenntnisse über den Prozess der Aufzeichnung der Texte. Die Texte und damit die Bauvorhaben waren dann in eine Chronologie zu bringen.Am Ende ergibt sich somit als fünftes Ziel die Baugeschichte des Heiligtums von Epidauros. In einer Auswertung ist nach politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Gründen zu fragen für die Art und Weise, in der man das Heiligtum zwischen 400 und 300 vor Christus ausgebaut hat.

Forschungsstätte(n)
  • Österreichische Akademie der Wissenschaften - 100%
Nationale Projektbeteiligte
  • Bernhard Woytek, Österreichische Akademie der Wissenschaften , assoziierte:r Forschungspartner:in
Internationale Projektbeteiligte
  • Robert K. Pitt, British School at Athens - Griechenland
  • Angelos Chaniotis, Institute for Advanced Study - Vereinigte Staaten von Amerika
  • Stephen V. Tracy, Institute for Advanced Study - Vereinigte Staaten von Amerika

Research Output

  • 3 Publikationen
Publikationen
  • 2016
    Titel A Building Inscription from Epidauros (IG IV 1, 114, SEG XLI 298, IG IV 1, 110).
    Typ Journal Article
    Autor Kritzas C
    Journal AEphem
  • 2017
    Titel Die altgriechische Bauvergabeordnung aus Tegea
    DOI 10.1515/9783035609752-005
    Typ Book Chapter
    Autor Prignitz S
    Verlag De Gruyter
    Seiten 37-46
  • 2018
    Titel Rechtliche Regularien beim Ausbau des Heiligtums von Epidauros im 4. Jh. v.Chr.
    Typ Conference Proceeding Abstract
    Autor Prignitz S
    Konferenz K. Harter-Uibopuu / Th. Kruse (Hrsg.), Bau und Recht in der Antike. Beiträge zum Vierten Wiener Kolloquium zur Antiken Rechtsgeschichte, Reihe Wiener Kolloquien zur Antiken Rechtsgeschichte

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